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Alt 16.01.2002, 20:59
Gast
 
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Standard Überleben mit Krebs

Liebe Susanne

Danke für Deine lieben Zeilen und die Ermutigungen zur Veröffentlichung. Bis ein eventuelles Manuskript dann fertig ist,dauert es gewiss noch ein Weilchen,zumal ich an der Hand noch behindert bin. Deshalb hier vorest noch ein Gedicht exklusiv für Dich, bzw. die anderen Besucher/innen Deines Gästebuches:

Ich glaube,es wäre falsch....
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Ich glaube,es wäre falsch,
mir den Sieg über den Krebs
als einziges Ziel zu setzen
und starr den Blick darauf richtend
die Freude über kleine Siege
nicht mehr zu empfinden.
Die Siege eines jeden neuen Tages,
die Siege über die Traurigkeit,die Verzweiflung,
die Siege auch über die Stimme der Vernunft,
die sagt,dass im Grunde alles sinnlos ist.
Die Siege meiner Seele,die fähig ist zu träumen
und deren Sehnsucht sich manchmal verselbständigt und
bewegte Bilder hervorbringt, die sich kaum noch
vom realen Erleben unterscheiden.

Ich glaube,es wäre falsch,
nur noch das grosse Ziel zu verfolgen,
vorbeizueilen an den Blumen, die auch
am Wegrand einer Krebskranken blühen,
sie vielleicht sogar niederzutreten,
weil nur das eine noch wichtig erscheint,
weil ich mich blenden liesse
vom trügerischen Glanz einer Illusion,
die, soweit ich ihr auch folge,
mir immer mehr entweicht.

Ich glaube,es wäre falsch,
nur noch darauf hinzuarbeiten,
völlig gesund zu werden,
und alle andern Träume und Wünsche,
die ein Leben lebenswert und erstrebenswert machen
zu begraben,
alle Kraft nur noch dafür zu verwenden
die Krankheit zu vernichten.
Jede einzelne Sekunde zu kämpfen,
keine Zeit für meine Freunde, für meine Freuden,
für Vergnügungen mehr übrig zu lassen.

Vielleicht könnte man das grosse Ziel
zwar so erreichen,
aber ich glaube,
man hätte am Ende zu leben verlernt.

Bea, 29 Jahre alt

In diesem Sinne wünsche ich allen,die hier sind, lebendige und lebensfrohe Tage. Auf bald wieder mal und liebe Grüsse Bea
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