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Alt 19.12.2009, 16:58
Waldi Waldi ist offline
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Standard AW: Mein Mann hat Cll

Hallo Andrea,

der Hersteller von Cortison, die Firma *****, schreibt zu dessen Anwendung bei der CLL Folgendes:

Bei Patienten mit einer chronisch lymphatischen Leukämie führt eine Corticoidmonotherapie (50 bis 100 mg/Tag) in einem hohen Prozentsatz zu einer Reduktion der Tumormassen in Leber, Milz und Lymphknoten sowie zu einem Rückgang der klinischen Symptome. Subjektive Beschwerden, Funktionsbeeinträchtigung durch vergrößerte lymphatische Organe oder Zytopenien stellen die Indikation für eine Corticoidtherapie dar, die üblicherweise als Stoßtherapie in Kombination mit Alkylanzien durchgeführt wird. Bei einer begleitenden Autoimmunhämolyse oder Autoimmunthrombozytopenie ist, bei unzureichendem Ansprechen auf eine Stoßtherapie, eine Corticoiddauertherapie empfehlenswert.
Partielle Remissionen nach einer Corticoidmonotherapie werden auch in etwa 50% bei nicht leukämisch verlaufenden niedrig malignen Non-Hodgkin-Lymphomen beobachtet. Häufig ist bei Patienten mit niedrig malignen Non-Hodgkin-Lymphomen in fortgeschrittenen Erkrankungsstadien durch die Gabe von Corticoiden eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erreichbar.
Bisher liegen keine ausreichenden Studien vor, inwieweit verschiedene Subgruppen der niedrig malignen Non-Hodgkin-Lymphome durch Corticoide therapeutisch unterschiedlich beeinflusst werden. In Einzelfällen kann auch eine alleinige Corticoid-Therapie bereits zu einem massiven Zellzerfall mit Tumorlysesyndrom führen.


Das hört sich ja alles sehr gut an, jedoch habe ich noch nie etwas davon gehört, dass bei der CLL eine Cortison-Monotherapie derart erfolgreich gewesen ist. Prof. Hallek, Leiter der Deutschen CLL Studiengruppe in Köln, schreibt in seinem Buch „Chronisch Lymphatische Leukämie“ (ISBN 3-89599-865-6, kostet 45€) dass die Gabe von Cortisonpräparaten bei der CLL lediglich bei CLL-assozierten Autoimmunerkrankungen wie Anämie und Thrombozytopenie sinnvoll ist. Auch die als Knospe-Chema bekannt gewordene Kombination von Cortison mit Leukeran (Alkylanz) bringt keinerlei Vorteil gegenüber der alleinigen Gabe von Leukeran. Vergessen darf man als CLL-Patient auf gar keinen Fall, dass Cortison das ohnehin geschwächte Immunsystem wirkungsvoll unterdrückt, wodurch man sich jede Menge gefährliche Infektionen einhandeln kann. Vorsicht also bei der Anwendung!

Wie Hans und Markus schon erwähnten, ist die Stammzelltransplantation, gerade auch bei der CLL, mit erheblichen Risiken verbunden. Zu diesem Thema solltet Ihr deshalb unbedingt eine 2te Meinung von einem erfahrenen Hämatologen einholen, der Euch über Risiken und Nebenwirkungen aufklären kann. Möglicherweise wird er dann auch andere Behandlungsmethoden empfehlen, wie z.B. die gerade erst zur Standardtherapie erkorene Therapie mit FCR. Ein Teilnehmer (44) meiner Gruppe hat vor 2 Jahren den damaligen Standard FC erhalten. Er ist während der ambulaten Therapie sogar zur Arbeit gegangen. Heute hat er ein völlig normales Blutbild und ist nach wie vor frei von Symptomen. Ihr solltet Euch also nicht voreilig zur Transplantation drängen lassen. So etwas muss sehr sorgfältig durchdacht werden.

Gruß Waldi
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