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Alt 05.06.2012, 23:21
undine undine ist offline
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Standard AW: bronchialkarzinom endstadium kleinzellig

Liebe Dani,

ich habe Deinen Thread nicht gelesen. Da ich noch versuche, den Tod meiner Ma zu verarbeiten, lese ich eigentlich so gut wie gar nicht mehr hier im KK.
Ich weiß auch nicht, warum ich gerade heute vorbei geschaut habe und die Nachricht las: "Am Donnerstag kommt unsere Ma ins Hospiz".... Ich habe irgendwie nur das gelesen.

Liebe Dani, als meine Ma ihren Hospizplatz bekam, habe ich furchtbar geweint... vor unglaublicher Erleichterung. Denn ich wusste:nur da konnte sie perfekt medikamentös versorgt werden. Ich war nacher körperlich nicht mehr aussreichend in der Lage, sie zu pflegen. (Sie hatte Erstickungsanfälle und mein Vater lag mit Hüftbruch im Krankenhaus.)
Als meine Ma von in das Hospiz geschoben wurde, bin ich fast zusammen gebrochen, weil mir die Endgültigkeit bewusst wurde. Es war unglaublich schlimm.

Aber dann, liebe Dani, dann war es eine der besten Entscheidungen unseres Lebens! Und es ist eine so mutige Entscheidung von deiner Mom.

Mit dem Eintritt ins Hospiz hat meine Ma das erste Mal den Gedanken akzeptiert, dass sie sterben wird. Sie wurde wunderbar versorgt, umsorgt, medikamentös eingestellt. Sie hat Hof gehalten, hat die Menschen eingeladen, die sie liebt und sich verabschiedet. Es waren die letzten Tage einer Königin. So würdevoll, trotz Sauerstoffgerät, trotz Morphium... Ich war jede erdenkliche Zeit bei ihr. Mein Vater, der im selben Krankenhaus lag, schlief nachts bei ihr. Aber mit all dem Trouble, der Pflege usw. hatten wir nichts zu tun. Wir waren nur für uns. Wir haben alles ausgesprochen, keine Frage blieb unbeantwortet und meine Ma ist schließlich nach drei Wochen eingeschlafen. Ich habe ihre Hand gehalten.

Was ich dir sagen möchte, ist, dass Hospiz für einen selbst erst ein riesiger Schock sein kann. Aber dann ist es - wenn es ein gutes Hospiz ist - eine wunderbare Chance zusammen Abschied zu nehmen.

Als meine Ma Weihnachten gestorben ist, war ich erst entsetzt, dass der Bestatter sie gleich mitnehmen wollte. Aber dann dachte ich, um so eher wird eine andere Tochter, ein Sohn oder ein Ehemann oder eine Ehefrau die Möglichkeit haben, hier einen geliebten Menschen unterzubringen. Und vielleicht weint am zweiten Weihnachtstag auch irgendwo jemand in meinem Ort vor Erleichterung, weil nun endlich ein Platz im Hospiz frei ist.
Für mich war es die intensivste Zeit in meinem Leben... auch im positiven Sinne.

Ich wünsche dir, deiner Mom und deiner Familie von ganzen Herzen alles, alles Liebe! Und entschuldige bitte, dass ich in deinen Thread gepurzelt bin. Ich hoffe, ich habe nicht vollkommen aus dem Zusammenhang meinen Post platziert, weil ich ja deine / Eure Vorgeschichte nicht kenne.

Ganz viel Kraft!
Undine
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Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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