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Alt 23.06.2002, 11:07
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Standard Forum für Angehörige UND Betroffene

Hi, bin nochmals da,
... hm-hm, auch Betroffene selbst können sich abwenden. Dafür gibt es wohl zwei Möglichkeiten: Entweder hat er selber nie gelernt, über seine Gefühle und Ängste zu sprechen (und jetzt mit dem Krebs wird's erst recht schwierig), ... oder aber er wendet sich ab, weil er überhaupt nicht ernst genommen wird, und weil die Angehörigen so reagieren, wie Du es, liebe Valeska, gerade beschrieben hast.

Hallöchen Elisabeth, Du hast gute Worte gefunden vorhin.
Du schreibst, dass Du glaubst, dass es schwieriger ist, als Angehöriger zusehen zu müssen, als schlussendlich selber Betroffen zu sein? - Ich hab' mir da jetzt mal so meine Gedanken gemacht versuche das in irgend einer Form zu verstehen. Ich glaube sogar, ich weiss, was Du meinst, obwohl ich jetzt behaupte, es ist tausendmal krasser, selber Krebs zu haben.
Ich vermute, wenn man "Aussen" steht, dann ist man noch hilfloser in diesem Sinne, weil man überhaupt nicht erst richtig MITfühlen KANN. Man sucht nach Lösungen für den Betroffenen, leidet und will das Beste tun und richtig reagieren, man will "endlich" dies und jenes geregelt haben, (selbst natürlich auch), man opfert sich, seine Zeit, seine Gefühle, und da sind diese schrecklichen Ängste ..., aber da FEHLT einfach dieses WISSEN, WIE es denn ist, denn so lange man das nicht weiss, fühlt man sich selber hilflos im eigenen Handeln, nicht wahr? Und DAS kann am Ende noch zusätzlich schlimmer sein.
Der Betroffene selbst macht seine eigene Hölle durch. Und er hat schon gar nicht die Kraft, nach einem WISSEN zu suchen, wie ein Angehöriger da mitleidet. Er ist weniger Hilflos mit dem Umgang mit SEINEN Leuten, denn er kann da gar nichts tun, weil er mit sich selber so beschäftigt ist. Und er hat sozusagen den Vorteil: Er WEISS, wie es ist, Krebs zu haben!
SO gesehen also kann ich dem zustimmen und sagen, da leiden die Angehörigen MEHR. Ihnen fehlt also etwas, und zwar dieses WISSEN. (Ist das jetzt krass ausgedrückt von mir? Ne, ich denke, Ihr wisst schon, wie ich es meine.)

Und noch schnell was, das mir gerade in den Sinn kam: Wegen dem Wunsch danach, dass man als Betroffener manchmal gerne hätte, dass dieser oder jener einfach mal vorbei kommt, sich kümmert und einen in den Arm nimmt ...
Das stimmt schon, das habe ich auch ziemlich oft. Ich war zwar früher schon ziemlich "eigen". Das heisst also, wenn ich mal einen Anruf von jemandem bekam, welcher mit mir was unternehmen wollte, war ich soweit immer ehrlich, wenn ich gar keine Lust dazu hatte. Ich kam dann nie mit einer Ausrede, sondern gab zu, dass ich gerade ein spannendes Buch lese, oder soeben lieber einen Film im TV gucken wollte. Soweit war's mir nämlich egal, was der andere dann dachte, (z.B. ich sei ein Stubenhocker oder sowas!) denn ich fand, sowas muss man auch zwischendurch akzeptieren. Ich tat das bei den anderen ja nämlich auch.
Trotzdem steckt das wohl in uns allen drin, dieser "Stolz", keine Hilfe annehmen zu wollen, oder halt eben nachzugeben, WEIL der andere jetzt eben etwas will.
Da bin auch ich immer wieder mal am "nagen", denn wenn ich das Bedürfnis habe, dass da jetzt jemand bei mir sein müsste, weil ich mich so schlecht fühle, ... dann braucht das schon ein bisschen Überwindung, zum Telefon zu greifen. Aber so langsam krieg' ich's in den Griff. Wenn's mir jämmerlich geht, dann greife ich zum Telefon. Ich weiss schon, WEN ich da anrufen KANN.

Letztendlich, denke ich, sind diese entsprechenden Angehörigen dann ja vielleicht auch froh, wenn sie WISSEN, sie können da jetzt ein bisschen helfen, und wenn es nur ein kleiner Besuch ist, oder eine Umarmung. - Sie können ja nicht unsere Gedanken lesen, wenn wir Ihnen nichts davon sagen, nicht wahr?

So, bis später Ihr Lieben. Ich kriege jetzt noch Besuch. (Seht Ihr? So ist's recht, denn das brauche ich heute, weil ich morgen meine kleine Nachkontrolle habe und eh nervös deswegen bin. Mein Besuch weiss das und macht es wirklich gerne!)
Liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte
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