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Alt 25.09.2009, 19:30
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sprotte sprotte ist offline
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Standard AW: Kurklinik wie Krankenhaus?

Hallo wuschel,

wieso sollte dich dich Krankenkasse zur Arbeit "zwingen" ?
Du weißt doch am besten, wann du wieder arbeitsfähig bist!

Zum Thema Reha:
Mich interessiert, wie dein Arzt dazu steht. Sicherlich befürwortet er eine Reha. Du hast ja auch einen gesetzlichen Anspruch darauf.

Wenn du so fest der Meinung bist das dir die Reha nicht guttut, dann fahre doch einfach nicht hin! Ich bin jedoch überzeugt davon, dass du nach der Bestrahlung anders darüber denken wirst.
Ich glaubte, die Bestrahlung wäre ein Spaziergang im Gegensatz zur Chemo. Kräftemäßig hat sie mir jedoch "den Rest" gegeben.

Ich habe mich in "meiner" Reha-Klinik sehr wohl gefühlt. Sie hatte Hotel-Charakter.
Ich kann @Heike jedoch nicht ganz zustimmen.
Ich versuchte auch, nur an wenig Therapien teilzunehmen. Meine Ärztin in der Reha-Klinik ließ sich jedoch nicht darauf ein. Die Therapien, die dort geboten werden bekommt zu Hause niemals vom Arzt verschrieben (Massage, Fußreflexzonenmassage, Ergotherapie, Krafttraining, Autogenes Training, Entspannungsbad, Aromatherapie, Krankengymnastik, Kochen, Ernährungsberatung, Aqua-Fitness, Hirnleistungstraining am PC.....)
Alle Therapien sind freiwillig. Man kann sich welche aussuchen, der Arzt macht jedoch Vorschläge, was er als medizinisch sinnvoll erachtet. Die sollte man dann auch annehmen.
Auch die psychologische Betreuung ist freiwillig.

Schau z.B. mal bei den Hamm-Kliniken auf die Internetseite. Dort sind alle Therapien aufgeführt, die dort angeboten werden.

Ich hatte die ersten drei Wochen viele Termine (weil ich den Aufenthalt ausnutzen wollte), in der letzten Woche habe ich weniger und nur in Richtung Entspannung was getan und bin mit dem Rad durch die Gegend gefahren, war im Schwimmbad oder habe Ausflüge mit dem Bus gemacht.

Sehr interessant fand ich auch die vielen Vorträge. Diese waren freiwillig, ich habe fast alle besucht. So viele Informationen über meine Erkrankung und Genesungswege habe ich nie von meinen Ärzten erhalten. Dafür ist während der "normalen" Behandlung einfach keine Zeit.
In der Reha-Klinik wurde sich in allen Bereichen viel Zeit genommen.

Ich lehnte zunächst auch eine Sozialberatung ab, die Ärztin vor Ort empfahl mir jedoch, es einmal auszuprobieren. Dort habe Informationen über die Wiedereingliederung erhalten, von denen ich vorher nichts ahnte. Man kann viele (rechtliche) Fehler machen.

Zum Schluß noch:
Als ich überlegte, ob ich zur AHB fahren soll klärte meine Ärztin mich auf, dass es mehr oder weniger meine "Pflicht" wäre. Wenn sich in einiger Zeit Problemem in Bezug auf die Krankheit ergeben sollten könnte sich die KK weigern, Therapien zu bezahlen. Man könnte dir vorwerfen, das du nicht alles in Anspruch genommen hast, um wieder gesund zu werden.

Ich war anfangs auch sehr skeptisch. Ich bin alleinerziehend und mußte eine Betreuung für meine Tochter organisieren. Aber es hat sich gelohnt.
Ich werde im nächsten Jahr auf jeden Fall die Nach-Reha in Anspruch nehmen.

Es herrschte, zu meiner eigenen Überraschung, überall eine fröhliche und positive Enstellung. Ich hatte nach langer Zeit mal wieder das Gefühl "normal" behandelt zu werden. Zu Hause brachte man mir in Gesprächen immer (zu)viel Mitleid entgegen.

Auf meiner AHB habe ich tolle Freundschaften geschlossen und es wurde erst zum Ende der AHB über unsere Erkrankung gesprochen, das kann ja jeder selber steuern. Wir haben Ausflüge gemacht ( an den Wochenenden hat man frei), waren abends unterwegs, haben Spieleabende gemacht... ich hatte lange nicht mehr so gelacht.
Ich habe, entgegen meinen Vorsätzen, sogar an einem Aquarellkurs teilgenommen und ein verborgenes Talent in mir entdeckt. Es hat viel Spaß gemacht und ich habe ein neues Hobby, weil ich hier zu Hause viel Zuspruch für meine Bilder erhalten habe.

Wenn du bei deiner Krankenkasse erwähnst, dass du zur Reha möchtest wirst du dort begeisterten Zuspruch bekommen. Zum einen wissen sie, das die Wiedererkrankungsquote ohne Reha höher ist und zum anderen brauchen sie während dieser Zeit kein Krankengeld zahlen. Dann erhälst du Übergangsgeld vom Rentenversicherungsträger.

Eines möchte ich , trotz diesem Romans, noch schnell erwähnen.
Ich dachte, ich wäre nach der AHB wieder "richtig" gesund. Das war leider ein Irrglaube. Ich war trotzdem noch geschwächt und hatte Konzentrationsprobleme. Meine körperlichen Beschwerden durch die OP und Chemo (Schmerzen in Füßen und Händen, Narbenbeschwerden) konnten aber deutlich gelindert werden.
Die Reha zeigt dir den Weg in eine neue Richtung, den Weg mußt du jedoch alleine weitergehen.

Soweit meine Erfahrungen.
LG Sprotte
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Lieber Gott: Bitte gib´mir Geduld - und zwar sofort!
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