Einzelnen Beitrag anzeigen
  #32  
Alt 09.06.2002, 09:19
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Sie will das ich gehe!!

Hi Lilly,
danke für Deine netten und verständnisvollen Worte. Die tun guuuut! Echt!

Ich möchte noch kurz was erwähnen.
Diese Sparte hier für die Angehörigen habe ich (als Betroffene) am Anfang selber gar nicht gross beachtet, weil sie eben ... für die ANGEHÖRIGEN ist! Also habe ich somit - zugegeben - eigentlich selbst schon "klassifiziert" und in Grüppchen "eingeteilt". Es war reine Neugier meinerseits, um nachzuschauen, was die Angehörigen hier so miteinander plaudern!
Verstehst Du, was ich meine? Wir besitzen wohl alle so ein komisches "Grüppchen-Denken".

Und wenn man es genau betrachtet, sind gar nicht so viele "Betroffene" hier in dieser Sparte, um mit Euch mitzureden, nicht wahr? Eigentlich schade.
Jedenfalls, nachdem ich mich hier bei Euch so rein gelesen habe, stellte ich fest, dass auch bei Euch noch ein grosses Unverständnis herrscht. Klar, Ihr gehört nicht unbedingt zu dieser "krassen" Angehörigen-Sorte, weil Ihr hier doch zumindest Hilfe bei anderen sucht, UM zu verstehen. Ihr seid offen und wollt Eure Erfahrungen miteinander austauschen, das ist ja auch gut so und ich finde das wahnsinnig schön. Es gibt da manche unter Euch die zuhören KÖNNEN und versuchen, die Zeilen von uns Betroffenen in sich aufzunehmen und zu verstehen. - Aber manchmal braucht's von uns Betroffenen schon ein paar "direkte" Worte an Euch, damit das geschieht. Und vielleicht auch mal ein paar wütende Worte (die Ihr zuerst mal "angegriffen" zu verteidigen versucht, obwohl sie EUCH vielleicht gar nicht persönlich betreffen. Stimmt's?).

Doch wir Betroffenen lassen ja nur DAS raus, was uns immer wieder und immer wieder widerfährt. Eigentlich nützt es uns ja nicht mal was, wenn wir HIER unsere Gedanken, Empfindungen und Meinungen aufschreiben, weil IHR ja gar nicht UNSERE Angehörigen seid.
Aber vielleicht kann man manchmal halt in "schriftlicher" Form MEHR aussagen, als mündlich? Weil diese Buchstaben hier so Geduldig sind, während man sie schreibt? Und vielleicht ist es für uns Betroffene gleichzeitig auch gerade eine Form von "Theraphie", uns Euch hier mitzuteilen? Ohne dass wir uns persönlich kennen?
Vielleicht ist es für EUCH ja genau das selbe?

Nun, offenbar hilft's ja auf BEIDEN Seiten.
Aber es braucht Kraft von uns Betroffenen, weisst Du. Viel Kraft. Es braucht viele Zeilen. Viele Worte. Viele Beispiele. - Die man mündlich und Auge in Auge vielleicht gar nicht so gut hin kriegt?
Ich wünsche mir sehr, dass MEHR Betroffene so auf Euch zukommen hier in dieser Sparte. Damit wir voneinander lernen können. Damit wir gemeinsam dieses Tabu-Thema wie Krankheit und Tod durchbrechen können. Damit wir das Wort "Gesund", welches ja in unserem Denken POSITIV, und das Wort "Krank" welches in unserem Denken NEGATIV heisst, ... auflösen und als ein Ganzes betrachten können, was ja schliesslich auch zu unserem Leben gehört.

Über den Tod und das Sterben zu reden fällt uns allen schwer. Wie schnell sagt man mal, wenn ein Betroffener über dieses Thema anfängt zu sprechen: "So darfst Du nicht reden, Du wirst nicht sterben!" Vielleicht denkt man dann ja sogar, dass das STERBEN ja gerade DANN erst eintrifft, wenn man nur schon darüber SPRICHT? Das ist Blödsinn. Jeder Mensch hat das Recht (es ist sein ureigenste Recht), sich auf den möglichen Abschied vom Leben vorzubereiten. Und es HILFT - wenn man darüber spricht - die eigenen Ängste darüber abzubauen. Auf BEIDEN Seiten.

Wir müssen ja irgendwann über diese Dinge sprechen. Denn wo Angst, Trauer und Wut ausgedrückt werden darf, verliert sie sich irgendwann auch wieder. Wenn sie aber nicht ernst genommen wird oder tabuisiert wird, fühlt sich jeder, der alles zurückhalten muss, isoliert und unverstanden.
Wenn also die Betroffenen sprechen wollen, hört ihnen zu. Aber drängt sie nicht zum Sprechen. Sie kommen meist von alleine.

Soll jetzt keine Kritik an Dich sein, Lilly, das sind nur so meine "Sonntäglichen" philosophischen Gedanken, gell?
Also, danke nochmals für Dein Verständnis hier.
Bis dann!
Ganz liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

PS. Ob diese "anderen" Angehörigen sich überhaupt "Angehörige" nennen dürfen, fragst Du?
Naja, leider SIND sie es, und wir müssen sie aushalten! Uff!
Mit Zitat antworten