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Alt 02.02.2005, 03:50
Gast
 
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Standard Anmerkungen eines Onkologiepflegers

Hallo zusammen !

@fortuna
Was hat bei Dir diesen großen Vertrauensverlust ausgelöst ? Warum möchtest Du es nicht glauben, dass es in bestimmten Fachgebieten Personen gibt die ihre Arbeit verstehen und anderen damit helfen wollen ? Mißtraust Du auch dem Automechaniker in der Werkstatt ? Oder dem Bäcker in der Bäckerei ? Oder der Polizei ? Oder den Politikern ? (HaHa, entschuldige.....DENEN mißtraue ich aber auch....)

Hattest Du in Deiner Kindheit ein traumatisches Erlebnis mit Ärzten ?
Sorry für diese persönliche Frage (die Du natürlich nicht beantworten mußt, falls sie Dir zu intim ist), aber ich kann Deine konsequente (und in meinen Augen fatale) Abneigung gegenüber einer Chemo und den Ärzten nicht verstehen.

Du sagst, Du lebst lieber ohne einen vergiften Körper (auch die Chemo bezogen)......Ja, Du hast recht. Die Zytostatika sind kein Zuckerwasser. Aber den Körper voller umher schwirrender Tumorzellen ??? Das klingt für mich auch ziemlich "vergiftet".....

Nichtsdestotrotz wünsche ich Dir viel Erfolg bei Deinem Weg und alles Glück der Erde.


@Berthold
Ja, ich bin wirklich so realistisch mit mir und meiner Familie. Ich bin auch kein Freund von Statistiken und Hoffnung sollte man immer haben, ABER man muß auch den Bezug zur Realität bewahren und es sich nicht schön reden.

Eine Chemotherapie würde ich für mich auch nicht ablehnen. Alles was wissenschaftlich erprobt ist, und einem die Chance auf mehr Zeit mit der Familie gibt, sollte angenommen werden.

Mit meinen Patienten rede ich, aber auch meine anderen Kollegen, nach der gesicherten Diagnosestellung immer offen und ehrlich um. Wir erläutern den kompletten Verlauf der Erkrankung bis zum möglichen Tod und zeigen dabei unsere Therapieansätze. Wir sagen leider ziemlich häufig, dass wir den Betroffenen nur versuchen können etwas Zeit zu schenken. Je nach Stadium mal mehr, mal weniger.....

Auch Dir und Deinem Vater wünsche ich alles Gute und viel Erfolg.


@Christian S.
Danke für die Unterstützung und alles Gute für die Zukunft. Daumen hoch !!!


@Manuela
Mit Schlangengiften habe ich keine Erfahrung. Kann dazu kein richtiges Statemant abgeben.....Vom Gefühl her, stehe ich dieser Therapieart noch skeptisch gegenüber.....Die toxischen Eiweißverbinden sind in der Onkologie noch zu wenig erforscht. Es wird zwar eifrig erforsch, welches Gift von welcher Schlanger in welcher Menge gegen welche Krankheit helfen könnte, aber die Ergebnisse lassen noch zu wünschen übrig. Vielleicht findet man ja in ein paar Jahren das passenden Gift für eine onkologische Erkrankung.....Mit dem Zytostatikum "TAXOL" war es ähnlich. Hier handelt es sich um den Extrakt aus der Baumrinde der pazifischen Eibe. Wird heute aber schon synthetisch gewonnen und z.B. bei Mamma- und Ovarial-Ca. eingesetzt.

Du sagst, die Frau ist geheilt......Hmmm.....Ich will ja kein Spielverderber sein und wünsche es dieser Frau von ganzen Herzen, aber manchmal hat man ein paar Jahre ruhe und keinen Nachweis von Tumorzellen und dann bricht die Erkrankung wieder aus. Vorsichtig also mit dem Wort "Geheilt".

Alles Gute für die Zukunft und ganz viel Kraft....
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