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Alt 02.11.2002, 14:41
Gast
 
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Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Hallo Lillebror,

Kübler Ross sagt wirklich sehr deutlich, dass KEIN LINEARER VERLAUF gemeint ist. Das ist der Grundgedanke ihres Ansatzes, das steht wirklich in jedem ihrer Bücher in den ersten einführenden Kapiteln (ich habe im Buchladen ein wenig geblättert). In Deinem link steht das nicht, deshalb sagte ich bereits es sei eine "grobe Zusammenfassung".

Nach Kübler Ross kann der Patient zB die Diagnose des Arztes annehmen, er akzeptiert die Tatsache, dass er sterben wird, weil der Arzt das gesagt hat und er dem Arzt vertraut. Die Angehörigen richten sich darauf ein und dann plötzlich nach Tagen oder Wochen kommt der Patient in Phase1 "Nicht wahr haben wollen" oder in Phase2 "Auflehnung". Plötzlich will er doch eine zweite Meinung oder er will Nonisaft oder, oder, oder.
Es geht doch nur darum, dass man als Angehöriger daneben steht und überhaubt nicht mehr weiß was abgeht. Wenn man aber das Phasenmodell kennt, kann man sich Gedanklich ein wenig darauf vorbereiten, was tue ich wenn der Patient Phase x doch noch erreichen sollte, verkrafte ich das?
Es geht nicht darum den Patienten in irgendeiner Form von Phase zu Phase zu schupsen. Es geht (nach meiner interptretation) nur darum eine Erklärungshilfe für die Angehörigen zu schaffen. Was erlebe ich als Angehöriger da? Verhalte ich mich richtig? Was kann noch auf mich zukommen.

Zum Thema Verleugnen wiederhole ich nochmal meine Definition davon:

Es ist, glaube ich, schon ein unterschied, ob jemand sagt, "Ich weiß das ich Krebs habe und die Ärzte sagen das ich sterben muß, ich glaube aber trotzdem dass ich es schaffe den Krebs zu besiegen." Oder ob jemand sagt:" Die Ärzte haben sich geirrt, ich habe kein Krebs und deshalb muß ich auch nicht sterben, dass sind nicht meine Blutwerte, die wurden vertauscht."

Ersteres nenne ich hoffen, das zweite nenne ich verleugnen. Sofern es mindestens zwei unabhänige Gutachten gibt, die die Diagnose bestätigen.

Es geht bei KR ja nicht nur um Krebspatienten, bei Krebs gibt es den Begriff "spontane Selbstheilung", bei anderen schweren Krankheiten gibt es sowas nicht, da ist die Diagnose schon gleichbedeutend mit einem Todesurteil. ALS zB (Gruß an Anja, ich habe Dienstags bei Morrie schon gelesen).

Ich als Angehöriger schaue, ob meine Phase zu der des Patienten past. Wenn man ein enges Verhältnis zum Patienten hat und vorher auch oft und viel über ernste Themen gesprochen hat kann man natürlich auch mit dem Patienten reden, Wörter wie Phasen oder Verleugnen würde ich da aber vermeiden. Man kann doch fragen: Was denkst, fühlst du, wie geht es dir? Und die Antwort kann sein: ich hoffe oder ich habe es angenommen. Es ist doch genauso schwer sich darauf einzulassen, dass der Patient sein Sterben angenommen hat, niemand will einen Angehörigen verlieren.

Der Begriff "Phase" ist nur die Verpackung, reiß sie auf und schmeiß sie weg, aber behalte was drin ist. Ob der Inhalt einen Ehrenplatz im Wohnzimmer bekommt, oft und gern benuzt wird oder auf dem Dachboden verschwindet ist dann jedem selbst überlassen.

Gruß Tanja
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