Einzelnen Beitrag anzeigen
  #10  
Alt 24.08.2004, 16:27
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Was ist bloss mit mir los?

Liebe Kerstin

für mich war vor noch wenigen Jahren die schlimmste Vorstellung, dass meine Mutter stirbt. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, das verkraften zu können. Dann kam ihre Diagnose und wir haben über zwei Jahre gegen ihren Krebs gekämpft. Vor zwei Monaten starb sie in meinen Armen. Als ich merkte, dass sie gegangen ist, war ich zwar auch traurig, aber ich mußte nicht weinen. Im Gegenteil: ich war locker, gelöst, ich war zufrieden und irgendwie auch glücklich. Ich habe sie begleitet und alles für sie getan, was möglich war. Natürlich bin ich hin und wieder traurig, aber ich habe auf der Beerdigung ein paar ihrer Freunde getröstet und konnte sogar über Teile der Trauerrede schmunzeln. Vielleicht haben das andere als nicht "normal" gehalten - aber ich bin in diesen Tagen MEINEN Weg der Trauer gegangen.
Das größte Geschenk, dass wir unseren Müttern mitgegeben haben war, dass sie wußten, dass wir sie loslassen.
Das Geschenk Deiner Mutter an Dich ist, dass Du, nach dieser schlimmen Zeit, Hoffnung und Freude empfindest, damit Du JETZT die Chance hast Dein Leben genießen zu können.
Vielleicht kommt irgendwann die Traurigkeit, aber es ist für Dich momentan nicht die richtige Zeit dafür. Stehe zu Deinen Gefühlen und lebe sie aus. Du hast jedes Recht dazu - und vermutlich wäre es auch der Wunsch Deiner Mutter, dass es Dir auch gut geht.

Liebe Grüsse
tini
Mit Zitat antworten