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Alt 22.06.2018, 15:33
spice spice ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Hallo ihr Lieben, vielen Dank für die vielen Anregungen

Ich versuche mal, auf die einzelnen Punkte einzugehen.

Einen sicheren Ort außerhalb des Hauses gibt es bei Bekannten im Ort. Dort ist er beim letzten Krampfanfall bzw. dem Verwirrtheitszustand des Vaters auch hingegangen, obwohl wir ihn darauf hingewiesen haben, dass der Vater dieses Mal ja nicht aggressiv ist. Im Gegenteil, die Versuche meines Mannes, ihn zu beruhigen, haben eher zum Gegenteil geführt Mein Mann hat ihm immer wieder gesagt, "es ist alles gut, ich bin da" (auf die Frage meines Sohnes: bist Du noch "da"?), hat aber gleichzeitig von Typen geredet, die gar nicht da waren oder gesagt, wir müssen nach Hause, obwohl wir zuhause waren. Mein Sohn hat daraus mitgenommen "wenn Papa sagt, es ist alles gut, dann ist trotzdem längst nicht alles gut".
Sein Zimmer kann er abschließen, hat aber Angst, im Zweifelsfall nicht an seinem Vater vorbei zu kommen um es zu erreichen (wir haben ein sehr kleines, enges Haus). Außerdem sagt er, er hat Angst, dass der Papa die Tür eintritt und er dann erst recht in der Falle sitzt. Großeltern und andere Verwandte wohnen 400 km entfernt.

Notfallmedikamente: es handelt sich um eine Flüssigkeit, die in den Mund gespritzt wird und dann schnell bewirkt, dass mein Mann einschläft. Wenn ich beim Krampfanfall selbst dabei bin, kann ich das währenddessen machen, da ist genug Zeit. Insofern ist die Situation leicht kontrollierbar. Wovor mein Sohn und auch ich Angst haben, ist, wenn der Krampfanfall von uns nicht bemerkt wird (z.B. wenn wir schlafen oder wenn mein Mann, wie beim letzten Mal, in einem anderen Zimmer ist), und mein Mann dann bereits in verwirrtem Zustand zu uns kommt. Dann wäre ich auf Kooperation angewiesen. Beim letzten Mal hat das geklappt, in der Situation, in der mein Mann aggressiv war, wäre das nicht gegangen. Wir schlafen daher nicht besonders gut, wenn mein Mann im Haus ist, wie man sich vorstellen kann.

Der Tagesablauf ist jetzt schon so, dass ich die Kinder morgens mitnehme und abends wieder mitbringe. Jedoch mit mir allein fühlt sich mein Sohn nicht genügend beschützt, denn, wie richtig vermutet, mein Mann ist uns allen körperlich bei weitem überlegen. Das war bei den letzten Vorfällen ja schon so gewesen, da war ich ja anwesend.

Die Sache mit dem "Ausblenden": tja, mein Sohn hat von diesen Vorfällen auch in der Schule berichtet. Lehrerin und Sozialarbeiterin haben mir sehr klar gemacht, dass selbst, wenn die reale Gefahr mir vielleicht jetzt durch die Notfallmedikamente händelbar erscheint, sie allein durch die subjektive Bedrohungswahrnehmung meines Sohnes sie das Kindeswohl gefährdet sehen. Auch das Jugendamt hat mich schon angerufen wg. möglicher Kindesgefährdung. Und tatsächlich kann ich dem Jugendamt ja nicht garantieren, dass es nicht wieder zu einer Gefährdungssituation kommen wird. Ich sehe mich daher schon vor der Entscheidung, meinen Sohn nicht gegen seinen Willen mit seinem Vater konfrontieren zu dürfen.

Die Situation hast Du, lotol, durchaus richtig erfasst, außer, dass ich mit psychisch kranken Straftätern arbeite und durchaus schon mit Gewalt konfrontiert wurde. Aber in meiner gesamten Berufslaufbahn bin ich noch nie in einer so gefährlichen Situation gewesen.
Die Tochter zeigt meines Erachtens noch keine Auffälligkeiten. Sie wächst da so rein...
Es gäbe jetzt die Möglichkeit, dass mein Mann zunächst zu seinen Eltern entlassen wird (wobei mein Sohn sich dann durchaus auch Sorgen um seine Großeltern macht). In ca. 3 Wochen habe auch ich Urlaub und ich stelle es mir so vor, dass wir dann auch dorthin fahren (in der Nähe wohnen auch meine Eltern, so dass man den Kontakt nach Bedarf dosieren könnten). In der neutralen Umgebung können Vater und Sohn vielleicht wieder Vertrauen aufbauen (vorausgesetzt, es passiert wirklich nicht wieder etwas, bisher hat der Frieden ja immer nur ein paar Tage gehalten). Vielleicht können wir meinen Mann dann auch wieder mit zurücknehmen.

Weiteres Problem ist jetzt, dass mein Mann sich wie erwartet durch diesen Vorschlag ausgeschlossen/ausgestoßen fühlt und meinem Sohn dies zum Vorwurf macht ("warum übertreibt er so, ich war doch beim letzten Mal gar nicht mehr aggressiv, warum erzählt er sowas auch in der Schule...") und sich eher gekränkt zurückzieht ("ich will nur noch weg"). Wenn er ihn das spüren lässt, sehe ich keine guten Aussichten für eine Verbesserung der Beziehung
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