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Alt 17.08.2008, 22:52
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Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Hallo ihr Lieben!
Kerstin ist wieder in der Hauptstadt. Es war ganz nett. War mit meiner Mama in einer Ferienwohnung in der Nähe von Güstrow. Waren Rad fahren, wandern und sind auf den Spuren Ernst Barlachs gewandelt. Nachmittags habe ich geschlafen oder Bücher gelesen. Ich habe mir etwas vorgenommen. Ich habe in meinem Leben schon Depressionen und hoffentlich eine Krebserkrankung überwunden. Eine kleine Leiche im Keller gibt es noch zu bergen. Ich habe sexuelle Probleme, die auch meine bisherigen Beziehungen belastet habe. Deswegen habe ich mir jetzt bei meiner Krankheit eine Psychologin gesucht, die auch auf diesem Gebiet ausgebildet ist. Aber es macht irgendwie mehr Spass über das Studium oder die Krankheit zu plaudern als über mein sexuelles Problem, was im Moment auch gar nicht relevant ist. Inzwischen fühle ich mich aber viel unabhängiger und deswegen reifer für eine echte Beziehung. Ich möchte nicht das meine zukünftige Beziehung mit meinen eventuellen Traummann an einem Problem scheitert, was ich schon mal hätte angehen können. Deswegen werde ich meine Psychologin anhalten sich mit mir diesem Thema zu widmen. Ich glaube nicht, dass es nicht zu lösen wäre. Sorry, dass ich hier so offen bin.

@Sadness: Ich habe teilweise mein Studium unterbrochen für die Behandlungen. In Kurzform: Diagnose, 8x Chemo, als geheilt entlassen, Studienanfang, im ersten Semester prophylaktisch Bestrahlungen, was mich an den Rand meiner Kräfte gebracht hat. in den akademischen Ferien Gürtelrose. Was für ein Timing. In der ersten vorlesungsfreien Zeit bekam ich ein Rezidiv diagnostiziert und habe mir für Chemos und Stammzelltransplantation ein Urlaubssemester genommen. Dann wurde ich nach Bestrahlungen wieder geheilt entlassen. Zweites Wintersemester habe ich weiter studiert und es wurde mir wieder ein Rezidiv diagnostiziert. 2 Chemos während des Semesters, in dem ich aber nur noch die Hälfte belegt hatte, was ganz gut war. Dann wieder Urlaubssemester für Stammzelltransplantation. Bei Chemos würde ich nach meiner Erfahrung dir raten das Studium erstmal aufschieben, da man echt beschäftigt ist eine zeitlang. Bestrahlungen parallel zum Semester gehen meiner Erfahrung nach, aber jeder Körper ist unterschiedlich. Am Anfang braucht man wohl auch noch mehr Zeit, weil man noch nicht so viel Erfahrung damit hat. Ich habe meine Dozenten immer über die Sachlage informiert und konnte, wenn möglich, nachteilsausgleichende Regelungen in Anspruch nehmen. Ich war öfters von der Anwesenheitspflicht befreit und habe zweimal Prüfungstermine bekommen, die in meinen Chemoplan gepasst haben. Studium und Krebsbehandlungen parallel ist echt sehr hart. Da du noch nicht im Semester drin steckst, würde ich davon abraten. Mich hat es oft an den Rande der Verzweiflung gebracht.
Ich hoffe, du findest deinen richtigen Weg in dieser schwierigen Zeit.

Liebe Grüße
Kerstin
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Morbus Hodgkin, II B mit Riskofaktor, ED 4/06, 8x BEACOPP eskaliert,Bestrahlung, 1. Rezidiv 03/07, 2x Chemo mit DHAP, 20.06.07 SZT; Bestrahlung;Reha, 2. Rezidiv, 18.04.08 allogene SZT, 03.06.08 komplette Remission , 2019: Knoten im Brustkorb, 03/19 ED Peripherer Nerventumor, 6 Zyklen Chemo, Bestrahlung, OP, bestätigte Remission 01/20
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