[Reinhard]

Liebe Monika,

mir scheint, Du kennst Dich aus.
Ich habe 3 x 4 mg pro Tag. Ich habe schon überlegt, ob ich etwas reduzieren soll. Von früheren Kortisonbeigaben anlässlich der Chemo behielt ich nämlich einen leichten Grauen Star. Zu einer Star-Op habe ich wirklich keine Lust.

Mit der Neuorientierung vor drei Jahren auf die stark verkürzte Lebendauer war das schon etwas wechselhaft.
Ich habe mir zuerst mal dieses Laptop angeschaft und mir massenhaft Spielfilme aufnehmen lassen, weil ich davon ausging, meine Restzeit im KH zu verbringen.
Dann kriegte ich den Frust, weil ich früher gerne nach Sonderangeboten Ausschau hielt und mir jetzt ernsthaft sagte "Du brauchst keine neuen Socken mehr!"

Dann hörte ich, dass ich mich vor Erkältungen schützen soll, worauf ich mich polarmäßig einkleidete.

Außerdem machte ich mir so meine Gedanken um den Rest meines Lebens und kam zu dem Schluss, dass ich auch mit neuen Socken sterben kann, da ich mir um meine Altesversorgung keine Gedanken mehr zu machen habe.

Dann fiel mir ein, dass ich für die Justiz ja nicht mehr zu packen bin.
Ich könnte irgendeine schwere Straftat begehen und den Richter (falls ich den Prozess noch erleben sollte) freundlich auffordern mit dem Strafmaß auch ruhig großzügig umzugehen. Lebenslänglich wäre nicht verkehrt. Zahlt dann eigentlich der Staat die Pflegekosten?
Leider (oder zum Glück) ist mir keine vernünftige Straftat eingefallen.

Mit dem Laptop tat ich mir sehr schwer, jetzt auch noch. Vor allen Dingen passiert es immer noch, dass ein längerer Text plötzlich auf geheimnisvolle Weise ins Nirgendwo verschwindet und nicht mehr auffindbar ist.

Was noch dazu kam und kommt ist diese gewisse geistige Beeinträchtigung durch den Krebs-Schock.

Deswegen plädiere ich bei hiesigen "Neukunden" immer um größtmogliche Nachsicht, wenn sie sich nicht so erwartungsgemäß verhalten. Man sollte vielleicht erst mal so gut es geht beruhigend auf sie einwirken.

Liebe Grüße Reinhard