Mein liebes Mäuschen,
bald ist Weihnachten, draußen liegt Schnee und mich packt das Grauen.
Jeden Tag, wenn ich an deiner Schule vorbei fahre, die Ampel ist natürlich immer rot, krieg ich nen Herzkasper. Da hab ich dich sechseinviertel Jahre täglich morgens auf dem Weg zur Arbeit abgesetzt. Wie oft hab ich darüber nachgedacht, wo dich wohl dein Weg hinführt, wenn du mit der Schule fertig bist. Wie seltsam das sein wird, wenn ich dich morgens nicht mehr fahre. Zu sehen, wenn du "flügge" wirst. Niemals mit dem Gedanken, dass deine Schulzeit so endet.
Das alles ist kaum zu ertragen. Nicht zu sehen, wie du deinen Weg machst.
Jeden Tag daran erinnert zu werden, was wir verloren haben: einen wunderbaren Menschen, eine liebenswerte Tochter, einfach unser Engelchen, wie Dad dich immer nannte.
Ich weiß überhaupt nicht, wie das andere Mütter oder Väter schaffen, damit zu leben, ihr Liebstes verloren zu haben. Ich weiß, dass wir nach außen unglaublich stark, gefasst und was weiß ich wirken. Aber innen, ganz tief innen drin, sieht das ganz anders aus. Da ist jeder Tag ne Qual.
"Irgendwann wird`s besser, die Zeit heilt alle Wunden,bald überwiegen die wunderschönen Erinnerungen" - das sind so die Standardsprüche, die wir zu hören bekommen. Alles Quatsch und gequirlte Hühnerscheiße! Aber wie soll es auch besser werden, wenn man sein Kind verloren hat? Was soll daran besser werden? Da müsste ja ein Wunder geschehen und das passiert in der Regel nicht.
Es wird nicht besser. Mel, du fehlst - gestern, heute, morgen und auch übermorgen: Ich glaube nicht, dass sich daran was ändert.
Weil, ja weil wir dich so unendlich lieb haben und du das Beste warst, was uns im Leben passiert ist. Das ist nicht zu ersetzen. Da kann man sich auch nicht dran gewöhnen.
Wir haben dich immer im Herzen und unseren Gedanken, voller Liebe, Sehnsucht und verdammt viel Trauer
deine Mum