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Alt 08.09.2010, 13:54
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Sonnenblümchen Sonnenblümchen ist offline
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Registriert seit: 08.04.2009
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Standard AW: Ich war seine Liebe

Liebe Elke,
ich habe einfach mal in deine Mail rein geschrieben, das ging schneller und ich hatte immer direkt alles vorm Auge.

Zitat:
.....aber als wir noch jünger waren und an Krankheit garnicht zu denken war haben wir immer gesagt, daß wir mal zusammen gehen wollen.

Ich hab`s sogar mal genauso vor ca. 9 Monaten öffentlich in einem Forum geschrieben.....so mit ein wenig schwarzem Humor hab ich geschrieben, dass unsere "Kiste" mal doppelt so groß sein müsse, damit wir beide zusammen dort reinpassen. ......

Ich stehe oft vor dem Bild meines Mannes und frage ihn ob ich alles richtig mache, was ich tue. Ich bin sehr unsicher geworden obwohl ich immer eine sehr selbstbewußte Frau war.

du sprichst und schreibst, als wenn ich selber gemeint wäre. War mit meinem Mann an meiner Seite immer eine starke Frau, mit ihm im Rücken konnte ich alles bewerkstelligen, sprach er mir doch immer Mut zu und konnte mich stets damit beruhigen. Nun wo er fort ist, fühle ich mich wie lebendig begraben

Jetzt komme ich nur noch mit der Familie meines Mannes zusammen,

Da kannst du dich glücklich schätzen. Mein Schatz wollte nicht einmal, dass sein Bruder von seinem Tod erfährt, weil ihn dieser, obwohl er von seiner schweren Krankheit wußte, seit 20 Jahren nicht mehr beachtet hat und seine Schwester, mit der gab es auch nur kurz nach und vor der Beerdigung Kontakt, ich habe sie vllt. in 36 Jahren 10 mal gesehen



Von meiner Familie habe ich nur meine Mutter und zu der habe ich keinen Kontakt.

Sind wir gar Geschwister und schreiben von der gleichen Person? Ich hab nach 9 Jahren Funkstille in 2008 wieder Kontakt aufgenommen, aber sie hat sich in all den Jahren, wareum wir uns von ihr abgewendet haben, nicht geändert. Ist egoistisch geblieben und wollte nicht mal mit zur Beerdigung

Sie hat meinen Mann nie akzeptiert und wenn sie jetzt käme, wäre das nur geheuchelt. Das brauch ich wirklich nicht.

Sag ich ja....so war es bei uns hauch, hat sogar versucht einen Keil zwischen uns zu treiben. Sollte meinen Mann und Sohn verlassen, um mich um sie und meinen kranken Vater zu kümmern.
Manchmal ist das richtig komisch; ich bin gut drauf und kann mich sogar freuen und schlagartig kippt die Situation und ich muß heulen. Wir beide allein aber zusammen, das war das größte. Wir konnten auch gut miteinander schweigen, hauptsache wir waren beieinander.

Genau soooooooo, ich hätte es nicht besser beschreiben können. Wir wußten auch ohne Worte, was der Partner gerade dachte....und auch sonst kenne ich diese Gefühlsschwankungen. Ich stehe au, um was zu machen und setz mich sofort wieder hin, weil ich den Gedanken daran gerade wieder über den Haufen geschmissen habe. Man ist plötzlich wie gelähmt und unendlich kraftlos.
Ich habe auch ales, was mir meine finanziellen Möglichkeiten bieten, hier in unserer Wohnung verändert. Im Schlafzimmer die Betten auseinander und umgestellt. Neue Tagesdecken besorgt, Kunstfelle statt Teppiche davor gelegt. Dann musste unser kompletter Eingangs und Treppenbereich "ausgetauscht" werden. Alles, was wir gemeinsam so toll gefunden haben, konnte ich plötzlich nicht mehr ertragen. Alle unsere Altertümchen in dunkelbraun oder schwarz, vom Setzkasten über Pferdekummet, alte Zitter oder was auch immer, konnte ich einfach nicht mehr sehen. Hab sie erst mal auf den Speicher gebracht, der aus allen Nähten platzt. Nun streiche ich alles an, heute geht es mit unserer alten Treppe und dem gedrechselten Geländer weiter. Hatte ich noch im Herbst letzten Jahres dunkelbraun eingebeizt. Nun muss alles weiss werden. Dunkelheit und dunkle Farben erschrecken mich regelrecht. Zwischendurch hab ich unsere alten Pinienmöbel gekälkt, also auch heller gemacht und dann hat auch unser großer Eßtisch eine neue Fassade erhalten. Trotzdem ist mein Schatz unvergessen hier. Als ich noch vor 10 Wochen hier ausziehen wollte, war er es glaub ich, der mich davon abgehalten hat.
Eine innere Stimme hat mir gesagt, dass ich das nicht darf, weil er mich immer gefragt hat, ob es mir hier in der neuen Wohnung gefalle und das war ja auch so......allerdings mit ihm zusammen.
Er hatte es wohl schon gespürt in 2007, als er sie für uns ausgesucht hat, dass der Garten an unserem Einfamilienhaus nicht mehr von ihm bewältigt werden könnte. Und er war so unglaublich stolz, diese schnuckelige Wohnung mit dem unten angebundenen Laden für uns gefunden zu haben. Da konnte ich es dann doch nicht über`s Herz bringen und hier ausziehen.


Ich habe es auch immer noch nicht gerafft, daß mein geliebter Mann nie wieder kommt, ich warte immer noch auf ihn.
Sicher gibt es auch Menschen die das anders wegstecken , wir gehören eben nicht dazu.

Ja so sehe ich das auch, allerdings habe ich es noch nicht schaffen können, seine Kleidung wegzugeben. Unser Sohn hat im Juli seine Poloshirts mitgenommen. Die beiden hatten die gleiche Figur. Ein paar Pullover, Hemden und Sweatshirts werden wohl auch noch an ihn weggehen, aber ich kann es noch nicht ertragen, die Schranktüren zu öffnen . An jedes einzelne Teil hab ich doch die Erinnerungen und die lassen mich einfach nicht mehr aufhören mit dem Weinen. Das muss ich nicht auch noch herausfordern. Irgendwann werde ich sicherlich dazu bereit sein können, noch geht es nicht. Habe sowieso schon immer nah am Wasser gebaut.

Es tut gut, hier zu schreiben.
Wenn ich nicht so manches mal Gleiches von euch lesen würde, hätte ich schon oft gedacht, dass ich kurz vorm Durchdrehen oder Verrücktwerden stehe zumal ich mich auch von meinem Sohn sehr unverstanden fühle. Er hat für mich nicht dieses Verständnis, was dir von deinen Kindern zuteil wird. Er spricht davon, dass ich aufhören solle zu jammern....Nennt man trauern neuerdings jammern, ja vllt. ist es manchmal so, dass wir uns selbst bedauern, aber dass gehört einfach zum trauern hinzu, um diese besser zu verarbeiten.


sei lieb gegrüßt von
Sonnenblümchen
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Er hat nie aufgehört, daran zu glauben, wieder gesund zu werden.....
Aus dem Glauben wurde Hoffnung, doch die Krankheit hat der Hoffnung keine Chance gelassen.



*28. Mai 1949 + 9. Juni 2010 in Bad Frankenhausen
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