Einzelnen Beitrag anzeigen
  #70  
Alt 19.08.2010, 13:51
Benutzerbild von Conny2712
Conny2712 Conny2712 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 31.12.2009
Beiträge: 85
Standard AW: Ich kann es nicht begreifen

Meine Seele weint
Ich bin da bei, die Wohnung meiner Eltern ausräumen zu müssen. Man nimmt Dinge in die Hand, muß sortieren. Was hebt man auf, wenn man den Platz hat. Irgendwie kommt mir in den Sinn, bei dieser Aufgabe, wir landen alle irgendwann auf dem Sperrmüll. Alles was uns ausgemacht hat muß auf irgendeine Weise entsorgt werden. Ich stehe hier zwischen Säcken, Restmüll, Sperrmüll, gelber Sack. Es macht mich so unendlich traurig. Die Fotos kann ich aufheben. Für den Rest gibt es keinen Platz. Also muß ich jedes Teil irgendeiner Abfuhrart zuführen. Aber die Dinge in die Hand zu nehmen, an denen so viele Erinnerungen an ein ganzen Leben kleben, fällt mir unheimlich schwer. Irgendwie stelle ich mir die Frage dabei, irgendwann landet alles was unser Leben ausgemacht auf dem Sperrmüll. Wir rennen Dingen hinterher, aber dann kommt wirklich der Zeitpunkt, an dem man sich fragt, macht das alles Sinn. Vielleicht sollte man anfangen, alles etwas anders zu bewerten und wirklich sein Leben versuchen zu leben und nicht irgendwelchen Dingen hinterher zu rennen. Am Schluß löst sich eh alles auf und landet im Müll. Wir leben unser Leben, stellen aber irgendwann fest, wofür das alles. Wem sind wir eigentlich hinterhergelaufen. Dieses Ausräumen macht mich unheimlich nachdenklich. Beim Ausräumen wird mir die Endlichkeit der Dinge sehr bewußt. Niemand in unserer Gesellschaft läßt diese Dinge an sich herankommen. Erst wenn es einen selbst betrifft, merkt man wie endlich eigentlich alles ist. Wir haben geliebt, gearbeitet und gehofft, aber irgendwann stellt man alles in Frage. Ich sitze hier allein, in den letzten 14 Monaten habe ich alles verloren, was mein Leben bis dahin ausgemacht hat. Erst meinen Mann, dann in diesem Jahr meine Eltern. Ich will mich auch gar nicht in Selbstmitleid verlieren und muß versuchen im Leben wieder klar zu kommen, egal wie lange es auch dauern mag. Aber es wird nie wieder wie es war. Man kann irgendwie nicht in den alten Bahnen weitermachen. Die Sicht der Dinge ändert sich sehr erheblich. Ich glaube das geht hier auch vielen so. Das ganze Leben wird ausgehebelt und man muß irgendwie versuchen, wieder neu anzufangen. Mir fällt es im Moment unheimlich schwer. Anklagen an die zu richten, die gegangen sind? Sie wollten es ja auch nicht.Ich fühle mich im Moment sehr zerissen zwischen dem hier und jetzt. Trauer braucht unendlich viel Zeit, die die Gesellschaft uns nicht gestattet. Beim Ausräumen wird mir alles wieder unheimlich bewußt. Ich sehe die vielen Müllsäcke und frage mich, so werden wir alle irgendwann entsorgt werden. Alles was uns ausgemacht hat.Wofür wir gelebt haben. Hat alles keinen Wert mehr. Das ist eine Geschichte, die ich besonders schlimm finde. Wir leben zwar weiter in den Gedanken unserer Lieben und solange jemand an uns denkt, sind wir nicht tot.
Ich will euch nicht nerven, aber diese Dinge mußte ich mir einfach mal von der Seele schreiben.
__________________
Francis *11.09.49 + 16.03.2009
Nichts wird mehr sein wie es war. Wir suchen dich oft und hatten gehofft, die Tür geht
auf. Du kommst herein und alles wird wie früher sein. Wenn Liebe könnte Wunder tun und Tränen Tote wecken, so würde dich schon lang nicht mehr die kalte Erde decken
Mit Zitat antworten