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Alt 22.07.2010, 22:06
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Morphin - Warum wird es verabreicht??

Hallo!

Zu Deiner Frage möchte ich mich auch noch einschalten.

Das was die Vorschreiber Dir gesagt haben ist so richtig - Morphium gibt man um Schmerzfreiheit zu schaffen, denn ein so kranker Mensch soll nicht auch noch Angst oder Schmerzen haben, sondern in seinem Sterben noch soviel Lebensqualität wie möglich.
Das ist der Gedanke des "Pallaitive Care".

Ich selbst war in der Pflege in einem Hospiz tätig und muss in einem Punkt etwas richtig stellen:
es ist möglich, dass eine Erhöhung des Morphiums dazu führt dass jemand etwas früher verstirbt (nicht Wochen früher, aber vielleicht ein paar Stunden oder einen Tag).
Aber was ist das in Relation dazu, dass ihm die Schmerzen genommen sind? Niemand will ja dass jemand leidet.

Welche Spritzen bekommt er da genau? Es gibt ja mehrere Möglichkeiten (von Palladon bis sonstwas)
MCP wird sicherlich gegeben, um Übelkeit zu minimieren (die kann Nebenwirkung vom Morphium sein)
und Haloperidol soll sicher Ängste minimieren (was bekommt er da genau in welcher Dosierung?).
Ob nun noch neben dem Morphium und dem transdermalen Pflaster Novalgin noch Großes bewirkt sollte man vielleicht mit dem Arzt besprechen.
Fortecortin wird zur Ausschwemmung der Oedeme sein.

Im Grunde klingt die Medikation plausibel und sinnvoll
und es kann schon sein dass er wirklich Angst hat - ich glaube kein Medikament der Welt kann diese komplett nehmen, sondern nur dämpfen oder in den Hintergrund treten lassen.

Ob jemand Schmerzen hat kann man noch anders ermitteln, wenn er sich nicht mehr äußern kann,
denn Schmerz erzeugt puren Stress ...

- dann ist zB der Ruhepuls erhöht
- Muskeln sind evtl angespannt
- Pupillen sind evtl erweitern
- Körpertemperatur steigt etwas an
- jemand wird aggressiv

Und: es kann auch sein dass unter der Medikation oder durch den Tumor das Sehzentrum beeinträchtigt wird - also räumt alle Stolperfallen (Teppiche, Kabel usw) so wie es möglich ist aus dem Weg.

Ich hoffe, ich konnte Dir etwas helfen.

Viel Kraft und liebe Grüße,
Angie

(exam. Altenpflegerin mit Schwerpunkt Demenzerkrankungen und Sterbebegleitung)

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