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Alt 16.07.2010, 10:36
Hedi Hedi ist offline
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Standard AW: Lymphknotenmetastasen

Liebe Nikita,

ich glaube 100 % Stress vermeiden geht gar nicht, egal ob der negativ oder positiv ist.
Selbst ihn zu vermeiden kann unter Umständen schon in Stress ausarten.

Momentan, liebe Nikita, hast du nicht wenig Stress.
Das Rezidiv, die Bestrahlung und jeden Tag wirst du mit anderen Krebserkrankten persönlich konfrontiert. Das ist was ganz anderes als hier mit dem Forum. Hier kann ich aussteigen, wenn ich will - im Krankenhaus geht das nicht. Da sehe ich die Menschen persönlich zu den ganzen Schicksalen. Mir fällt dazu ein, wie du von dem kleinen Kind erzählt hast. Das beschäftigt einem noch länger. Mich hat das immer sehr mitgenommen.
Dir wirds da wahrscheinlich nicht anders gehen, vermute ich.

Dann fieberst du gerade mit deinem Jüngsten mit - schafft er das
Abitur oder nicht?
Ich kann mich daran erinnern wie das bei mir war.
Ich hätte es ja für keinen Weltuntergang gehalten, wenn er noch einen Anlauf gebraucht hätte, aber man wünscht sich für die Kinder schon, daß sich das Lernen gelohnt hat.
Du machst dir auch noch Sorgen wegen der Finanzen. Da wirst du ja auch noch gebraucht und fühlst dich gezwungen so schnell wie möglich wieder fit zu werden und weisst doch, daß du dann in einen Beruf zurück musst, der dir zwar Spaß macht (vermute ich mal), aber in dem du zur Zeit auch gemobbt wirst.
Na, das ist momentan ja nicht gerade positiver Stress!

Ich glaube mal, du brauchst dir für den August nicht viel vornehmen ausser daß du mal machst, was du möchtest und wenn das nur mal "extremcouching" ist, dann ist das völlig ok.

Laß es auf dich zukommen. Planen kannst du zwar, aber meistens kommt es ja sowieso anders.Da erzähl ich dir sicher jetzt auch nichts, was du nicht schon weisst.


Diesen Fatalismus, von dem du schreibst, habe ich auch entwickelt und ich weiss gar nicht wie das gegangen ist.Natürlich habe ich den auch nicht immer und ich weiss auch nicht, ob der noch so funktioniert wenn die nächste "Klatsche" kommt.

Ich komme mir manchmal so vor wie der Mensch, der aus einem Wolkenkratzer gefallen ist und bei jedem Stockwerk, bei dem er vorbeifliegt, zu sich selbst sagt: " Bis jetzt ist es gutgegangen", wohlwissend, daß das spätestens im Erdgeschoss ein Ende hat.
Aber ich weiss ja nicht bei welchem Stockwerk ich gerade vorbei bin.
Ich kann nur hoffen, daß da noch viele kommen.

So, liebe Nikita, das war das Wort zum Freitag!

Du hast jetzt ein Wochenende vor dir und ich wünsche dir, daß du da viele Momente hast, in denen du Erholung finden kannst um am Montag wieder weiterzumachen...

ganz liebe Grüße an dich

Hedi
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