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Alt 01.07.2010, 21:30
Angelika67 Angelika67 ist offline
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Standard AW: OP nicht möglich, Chemo abgelehnt

Hallo, Yvonne,


ich war ganz entsetzt, als ich Deinen Beitrag las. In was für einem Krankenhaus seid Ihr da nur gelandet?

Also, paß auf: seit Mittwoch voriger Woche wissen auch wir definitiv, daß meine Mutter BSDK hat. Und zwar im fortgeschrittenen Stadium, mit Lebermetastasen. Daher inoperabel. Dies ist so in den meisten Fällen von BSDK, weil dieser Krebs meist erst sehr spät erkannt wird. Die Ärzte machen uns nicht viel Hoffnung, aber sie weigern sich entschieden, eine Aussage zur Lebenserwartung zu machen. Aus dem einfachen Grunde, weil die Entwicklung von jedem einzelnen Menschen individuell abhängt. Die Statistiken sagen da herzlich wenig aus. Aber es ist einfach absolut unseriös, in einem solchen Fall zu erzählen, die Chemotherapie brächte sowieso nichts. Woher wollen die das wissen? Man erkennt das erst im Verlauf der Therapie, und dann gibt es Ersatztherapien.

Ich empfehle Dir folgendes: Wende Dich an das NCT (Nationales Centrum für Tumorforschung) des Uniklinikums Heidelberg. Dort konnte ich am Montag einen Termin direkt für den darauffolgenden Tag ausmachen. Das sind sehr erfahrene Leute aus der Krebsforschung, sehr nett. Das Centrum ist euopaweit (oder sogar weltweit) führend. Dorthin kommen Menschen aus der ganzen Welt. Berichte ihnen schon am Telefon kurz von dem Befund, damit sie sehen, daß es dringend ist. Wenn Deine Mutter zu schwach ist, kannst Du auch alleine hinfahren. Bringe alle Unterlagen (Befunde, Röntgenbilder) mit. Wenn Deine Mutter noch keine Metastasen hat, kannst Du auch beim Europäischen Pankreaszentrum anrufen.

Uns hat man eine Kombinationstherapie empfohlen mit Gemcitabin und Erlotinib. Das ist internationaler Standard, normalerweise gut verträglich und wirksam. Wenn es nicht wirkt, gibt es noch andere Therapien.

Bleibt nicht bei diesem Krankenhaus; ein normales KH ist mit solchen Sachen überfordert.

Hier sind die Telefonnummern und Links:

NCT 06221 / 56 48 01 (Fax: 06221/ 56 88 15)

Europ. Pankreaszentrum: http://www.klinikum.uni-heidelberg.d....103962.0.html

Da ich nicht weiß, wo Du wohnst, kann Dir vielleicht folgende Liste onkologischer Spitzenzentren helfen:

http://www.krebshilfe.de/spitzenzentren.html

http://www.krebsinformation.de/wegwe...nik-suchen.pdf

Sehr nett sind auch die Leute in Freiburg:

http://www.krebs-webweiser.de/index.html

Dort hat man mir die Telefonnumer eines Arztes gegeben, der sehr gut und "allwissend" sein soll, habe ihn aber noch nicht kontaktiert:

Dr. Hens 0761 / 270 - 3607 (Di, Mi, Do 9-14)

Dort gibt es auch die Ambulanz für Gastrointestinale Tumore:
0761 / 270- 3314 (8-13 Uhr)

Außerdem wäre zu überprüfen, warum deine Mutter solche Beschwerden hat. Wenn Gallengang oder Zwölffingerdarm verschlossen sind, kann man in einem völlig unkomplizierten Eingriff einen Stent einsetzen. Meine Mutter hatte auch schreckliche Schmerzen und konnte nicht mehr essen, weil die Galle gestaut war. Durch den Stent kann die Galle wieder abfließen, und sie isst wieder ganz normal.
Es geht ihr sogar -den Umständen entsprechend- richtig gut. Bei Schmerzen helfen ihr Novaminsulfon-Tropfen (bis zu 4x tgl. 20 Tropfen). Merkwürdigerweise auch Bad Heilbrunner Magentee, niemand weiß, warum.

Gegen Übelkeit und Erbrechen hilft Ondansetron (1 Tbl. morgens immer zur selben Zeit, wirkt 24 Stunden) und bei Bedarf Dimenhydrinat-Tbl.
Vomex kann man abends nehmen, dann schläft man gut.


Wenn mir noch etwas einfällt, sage ich Dir Bescheid. Deine Mutter soll auf jeden Fall die Chemo machen. Gegen die Nebenwirkungen gibt es heute Medikamente. Auf keinen Fall darf sie sich einfach so mit dem Sterben abfinden. Man hat uns im Krankenhaus gesagt, daß diese Leute, die sich mit ihrem Schicksal einfach abfinden, am schnellsten sterben. Es ist eine Unverschämtheit und Kaltschnäuzigkeit, daß man Euch so abgefertigt hat. Glaubt mir, das kann niemand sagen, weil es individuell verschieden ist! Meine Mama hat sich drei neue Lippenstifte gekauft und ist gleich nach ihrer Entlassung zum Friseur gegangen. Und das heißt nicht, daß wir irgendewtas verdrängen würden. Wir sprechen offen über den Tod, aber sie will ihr Leben so teuer wie möglich verkaufen.

Noch etwas: wir beten gemeinsam. Das hilft auch.

So, das war´s vorerst. Laß den Kopf nicht hängen. Bevor man aufgibt, muß man kämpfen. Glaub mir, ich verstehe Deine Situation sehr gut!

Liebe Grüße, besonders von meiner Mama an Deine Mama!

Angelika
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