[Mampi]

Liebe Artemis,

es ist für Dich kein Trost, wenn ich Dir schreibe, dass Du nicht nach dem "Warum" fragen darfst. Das kann Dir keiner beantworten. Auch kann ich Dir nicht sagen, wann die Trauer vorbei ist (bei mir kommt sie selbst nach 15 Jahren immer wieder).

Meine Mama war 48 als sie an Krebs starb - zwei Jahre zuvor mein Papa mit 56. Ich wußte lange nicht, ob ich "den da oben" hassen soll, das Leben an sich, die Dinge, die man aushalten muß oder wie man damit eigentlich fertig werden soll.

"Fertig werden" wird man mit solchen Erlebnissen wohl nie und ich denke, das soll man auch nicht, dazu haben wir unsere Eltern doch viel zu gerne. Ich denke zurück an die Zeit als sie noch gesund waren, wie gern wir uns hatten und welche schönen Erlebnisse wir doch haben konnten. Ich gehe ungern ans Grab weil meine Eltern bestimmt noch irgendwo leben und ich sie auch lebend in Erinnerung behalten will.

Das, was mich oft durch die ganze Trauer getragen hat, war der Gedanke - Jetzt müssen sie nicht mehr leiden - IHNEN geht es jetzt besser, sie müssen all das nicht mehr aushalten. Genauso denke ich - so lebenslustig beide waren - sie hätten nicht gewollt dass ich mit hängendem Kopf und Schultern durch mein Leben gehe. Denke, es tut einer Mutter oder einem Vater auch im Tod noch weh, wenn es den eigenen Kindern schlecht geht.

Liebe Artemis, die 5 Wochen Abschied waren und sind viel zu wenig und Du wirst um vieles mehr Zeit brauchen, diesen Verlust zu verarbeiten. Freu Dich über das was Du hattest und gräm Dich nicht darüber, was Du nicht und nie mehr bekommen wirst.

Liebste Grüße!
Mampi