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Alt 01.06.2010, 11:52
bernd2102 bernd2102 ist offline
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Standard AW: Mein Vater, 77

Der Weg ist zu Ende gegangen.........gestern früh gegen 09:30 hat mein Vater die letzte Etappe begonnen die er nur alleine gehen kann.

Er war seit letzten Donnerstag wieder im KKH weil er Aszites (Bauchwasser) hatte. Wurde am Freitag punktiert und 1,5 Liter Flüssigkeit abgesaugt. Es trat auch kurzfristig eine Besserung ein. Am Samstag hat er dann allerdings wieder astronomisch hohe Entzündugswerte bekommen, vermutlich wieder wie schon einmal durch eine Schleimabsonderung des Tumors (war ein muzinös zystischer Tumor). Es wurde mit Antibiotika versucht dem entgegen zu wirken, er hat aber nicht so recht darauf angesprochen. Am Sonntag war ich dann mit meiner Mutter bei ihm, da war er schon sehr schwach und mußte die ganze Zeit Schleim husten.

In der Nacht auf Montag hat sich sein Zustand dann so verschlechtert (Lungenödem = Flüssigkeit in der Lunge) dass er auf ein Einzelzimmer gelegt werden mußte, um 06:30 Uhr kam der Anruf bei meiner Mutter aus dem KKH an. Sie ist dann direkt mir meinem Bruder hingefahren, er hat mir aus dem KKH angerufen und gesagt dass es gar nicht gut aussieht. Ich bin dann auch direkt hingefahren, er war anfangs auch noch halb bei Bewußtsein und hat mitbekommen dass wir da sind. Der Arzt hat uns beiseite genommen und gemeint dass es sicher nicht mehr besser wird, wie lange es noch geht konnte er auch nicht sagen. Er hat noch nach einer Intensivbehandlung gefragt, als meine Mutter diese abgelehnt hat weil sie die Leiden nicht noch künstlich verlängern wollte hat der Arzt gemeint er sehe das genau so, müsse aber fragen. Gott sei Dank hatten wir einen solchen Arzt erwischt und nicht einen der auch am Ende noch meint alles machen zu müssen, ob das gut für den Patienten ist oder nicht. Er hat ja kaum noch Luft bekommen und man hat gehört wieviel Wasser da schon in der Lunge ist. Ich habe noch zu ihm gesagt: "Du mußt nicht mehr kämpfen wenn Du nicht mehr willst, Du hast lange genug gekämpft!"

Er wurde dann abgesaugt um ihm das Atmen zu erleichtern, als wir danach wieder ins Zimmer durften war er schon nicht mehr ansprechbar. Ich denke er hatte auch eine entsprechende Dosis Schmerzmittel bekommen damit er nicht mehr so leiden muss, was ich auch absolut OK finde!

Es ging danach auch sehr schnell, meine Mutter hat ihm die Hand gehalten und plötzlich gemeint dass er ganz gelb im Gesicht wird. Kaum hatte sie das gesagt war es auch schon vorüber. Er mußte also nicht mehr allzu lange leiden, auch wenn es schlimm genug war so wie es war. Er hat es nun überstanden.

Bin trotzdem unendlich traurig auch wenn ich weiss dass es so wie es nun war besser für ihn war......geht halt eine Zeit sich endgültig damit abzufinden. Auch die letzten Bilder gehen mir einfach nicht aus dem Kopf ich hoffe das ich es irgenwann schaffe ihn so in Erinnerung zu halten wie er war als es ihm besser ging.

An dieser Stelle mal ein herzliches Dankeschön an alle die uns hier auf unserem Weg mit allen Höhen und Tiefen begleitet haben, die mit uns gelitten und sich auch mit uns gefreut haben, schliesslich hatte er seit Diagnosestelung im Mai 2009 bis kurz nach Weihnachten 2009 noch eine richtig gute Zeit.

Auch das Klinikpersonal muss ich hier lobend erwähnen, es wurde wirklich sehr pietät- und würdevoll mit meinem Vater und uns umgegangen gestern. Als es vorbei war wurde mein geliebter Vater nochmal zurecht gemacht, es wurde eine Kerze neben seinem Bett entzündet und wir durften uns alle Zeit nehmen um uns zu verabschieden. Sogar mit Kaffee und Tee wurden wir versogt. Ist denke ich alles nicht selbstverständlich in der heutigen Zeit der Fließbandmedizin.

Papa - Ich werde Dich nie vergessen und immer in meinem Herzen einen Platz für Dich bewahren!
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