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Alt 28.05.2010, 01:03
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: ich fühl mich so einsam, so verletzt, wo ist Gott?

Guten Abend Birgit

ich möchte dir mein tiefstes Mitgefühl ausdrücken für den Verlust, den du ertragen musst.

Ich weiss, eine schwere Zeit kommt nicht nur auf dich zu, du steckst mitten drin. Die alles entscheidende Frage, welche du dir gerade stellst, heisst: WARUM? Diese Frage haben wir uns alle gestellt und keine Antwort erhalten. Seit 2 Jahren, 3 Monaten und 4 Tagen bin ich nun Witwer. Auch mir geistert diese Frage heute noch manchmal durch den Kopf. Obwohl man keine Antwort darauf erhält, lernt man mit der Zeit mit ihr zu leben, diese Frage in den Hintergrund zu schieben. Das gelingt recht ordentlich.

Warum bin ich auf deinen Beitrag aufmerksam geworden? Ich habe ihn mir durchgelesen und dabei so einige Parallelen zu meiner Geschichte, und der vieler anderer, festgestellt. Dabei kommt so manche Erinnerung hoch, die man längst als abgehakt betrachtete.

Wie gesagt: Parallelen. Nicht dasselbe. Deine Trauer, dein Schmerz ist so einzigartig, wie bei jeder/jedem, die/der hier schreibt. Nur eins ist uns allen gemeinsam: wir sind allein. Wir fühlen uns allein gelassen, verlassen. Sei es nun dein Mann, meine Frau, die Mutter, der Vater oder von wem auch immer. Vor uns steht ein riesiger Berg. Das macht uns Angst. Wir sind am Verzweifeln. Uns fehlt die Kraft ihn zu bezwingen.

Ist dir was aufgefallen? 2 Jahre, 3 Monate und 3 Tage! Es war ein langer Weg für mich bis heute und ist eine lange Zeit. Ich will dir damit nicht den Mut nehmen. Im Gegenteil. Ich möchte dir damit sagen, dass du es schaffen kannst. Lass die Leute reden, scher dich nicht drum. Diese Sprüche kennen wir alle. In manchen steckt jedoch ein Körnchen Wahrheit. Auch dann, wenn die Menschen sie noch so gedankenlos aussprechen. Es geht weiter, das Leben. Irgendwie. Doch es geht.

Du schreibst von deinen Kindern, die dich heute genervt haben. Ich weiss nun nicht, wie alt sie sind. Ich denke mal, eher noch klein. Ich habe zwei Enkelinnen, von welchen ich viel lernen konnte. Vielleicht können dir deine Kinder auch helfen? Schau ihnen zu, wie sie leben.

Das Gedicht von Ireen kenne ich auch. Auch meine Frau kannte es. Ein sehr schönes Gedicht, welches genau auf unsere Situation zutrifft. Nicht Gott ist verantwortlich dafür, was uns Menschen passiert. Das ist das Leben und der Lebensraum, in welchem wir uns befinden. Leider besteht dieses Leben nicht nur aus Sahnestücken. Gott mischt sich da nur sehr, sehr selten ein.

Das, was wir als "Leben" bezeichnen, ist, so wie ich das weiss, nur der Hauch einer Sekunde in unserem eigentlichen Leben. Dieses endet nämlich nicht mit unserem Tod: es geht weiter. Ich weiss es, für mich. Für dich musst du es selbst herausfinden.

Ich glaube nicht, dass das, was ich dir geschrieben habe, dich jetzt wirklich trösten kann. Vielleicht regt es dich zum Nachdenken an. Nicht unbedingt heute oder morgen ........ irgendwann. Ein kleiner Schritt nur. Jedoch ein Anfang auf deinem Weg. Was es dir noch ganz Wichtiges zeigen kann: hier sind Menschen, die dich zu verstehen versuchen und nachempfinden können, was du gerade erlebst. Weil sie ähnliches selbst erlebt haben. Menschen wie Ireen, Ute, Yvonne, Jasmin, Susi und es werden ganz bestimmt noch mehr.

Du bist nicht so allein, wie du jetzt noch glaubst!




Helmut
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Geändert von HelmutL (28.05.2010 um 01:10 Uhr) Grund: die Rechtschreibung halt
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