Thema: Myriam
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Alt 23.03.2010, 11:51
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HelmutL HelmutL ist offline
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Lächeln AW: Myriam

Guten Morgen!

Liebe Monika,

klar kann man alles von zwei Seiten betrachten und das ist gut so. Einerseits dürfen wir denn doch nicht alles und andererseits müssen wir bestimmte Dinge eben tun. Wir dürfen uns z.B. nicht einigeln in den Schmerz und den Verlust, sondern wir müssen uns irgendwann wieder öffnen für die Welt da draussen. Das ist ein Auftrag, den uns unsere Verstorbenen hinterlassen haben. Ist zumindest mal meine Überzeugung. Ich weiss es ganz konkret, denn Myriam hat mir das gesagt. Wir hatten uns des öfteren in der weiteren Vergangenheit über dieses Thema unterhalten. Meist dann, wenn ein naher Verwandter verstorben ist. Sei es ihr Bruder gewesen oder ihr Vater. Damals noch recht diffus, jedoch durchaus ernst gemeint. Diffus in dem Sinne, weil man den eigenen Tod und den des Partners doch noch recht weit von sich geschoben hat.

Was noch? Ich denke, wir dürfen/müssen aus dem, was unabänderlich geschehen ist, Konsequenzen ziehen für unser weiteres Leben. Jeder für sich. Es gibt so viele Dinge, welche wir früher anders sahen. Vielleicht auch nicht anders sehen und leben konnten. Warum auch immer. Weiss ja eh jeder, wie sich Prioritäten verschieben können.

Die Vergangenheit können wir nicht ändern, nur mit ihr leben. Quasi in unsere Zukunft integrieren. Die können wir durchaus beeinflussen. Nicht in dem Sinne, dass uns von aussen nichts mehr passieren kann, das hat niemand im Griff. Wer weiss das besser und hat es bitterer erfahren müssen als wir. Ich meine damit alle Menschen hier. Egal ob Betroffene, Angehörige oder Hinterbliebene. Ich denke da an das Zusammenleben mit anderen Menschen. Ein Leitsatz meines Lebens war immer: leben und leben lassen.

Dieser Satz hat eine neue Bedeutung, eine neue Intensität bekommen. Nämlich nicht mehr den Geruch von: es ist mir egal, was andere tun und ich mache was mir passt.


Liebe mollie,

schön, dass du es gut überstanden hast, soweit. Deine Schmerzen hören auf wieder auf, zumindest die am Ellenbogen. Die anderen, die von innen, tja, da ist das schon schwieriger. Ich könnte jetzt sagen: die Zeit heilt alle Wunden. Tut sie aber nicht. Die Narben werden lediglich weicher. Narben, die lediglich ein äusseres Zeichen einer Verletzung sind. Die tiefe Wunde, die darunter ist, die sieht man von aussen nicht. Für andere sind diese Narben zwar durchaus sichtbar, doch glauben die meisten Menschen, dass, wenn sich die Narbe geschlossen hat, damit auch die Wunde verheilt ist. Ein Irrtum, welchem wir bestimmt auch schonmal aufgesessen sind. Die Narbe schützt lediglich die Wunde darunter, dass sie nicht noch grösser und schlimmer wird.

Die Wunde darunter wird irgendwann soweit verheilt sein. Die Narbe bleibt unsere Erinnerung und ab und an juckt sie und schmerzt auch manchmal noch, je nach Wetterlage. Mal mehr, mal weniger. So eine raschelnde Zeitung, da ist was dran.


Liebe Gerda,

alleine Lachen macht doch keinen richtigen Spass. Bei der Geschichte mit der Kassenprüfung, insbesondere der Abschnitt mit dem Luftballon, da hab ich selbst unterm Tisch gelegen und nach Luft geschnappt. Selbstverständlich habe ich meinen ganz persönlichen "Kassenbericht" auch vorgelesen bei der Mitgliederversammlung. Selbstverständlich erst nach dem offiziellen Bericht und nach der Entlastung durch die Versammlung. Niemand wusste von meiner Version und entsprechend lang waren die Gesichter zweier bestimmter Herren (die sind in Ordnung, tun keiner Fliege was zu leide). Die grossen Augen und der zunächst erstaunt geöffnete Mund wurden dann jedoch ganz schnell immer breiter und schmäler. Das Grinsen wurde so breit, dass man es sogar von hinten sehen konnte. Ich möchte nicht wirklich wissen, was sie zu Beginn der Geschichte so alles dachten .

Schreiben, das kann jeder. Du musst dich nur trauen. Du wirst sehen, es tut dir gut. Schreib doch vielleicht, für dich alleine, ein Tagebuch? Schreiben sortiert die Gedanken und man weiss selten, was am Schluss dabei herauskommt. Meist was Gutes. Wenn denn doch nicht, dann kannst du es immer wieder nachlesen und vielleicht die Gedanken weiter spinnen. Hat auch was Gutes.


Draussen strahlt die Sonne vom Himmel. Das Fenster ist offen und sie kann herein.


Alles Liebe

Helmut
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