Thema: Gedanken
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Alt 25.02.2010, 21:47
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anthierry anthierry ist offline
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Standard AW: Gedanken

Liebe Pia,
ich hatte gerade soviele Gedanken als ich deine Zeilen gelesen habe - jetzt ist alles wie weg...
Nur soviel im Moment: es geht mir wie dir!
Am 31. Oktober letzten Jahres haben mir die Ärzte in der Notaufnahme gesagt, ich würde die Nacht nicht überleben und wenn, dann die nächsten Tage nicht. Meine Familie kam, meine Mutter wachte die ganze Nacht an meinem Bett und ich wartete darauf dass es 0 Uhr wird (verrückt). Aber danach wurde ich ruhiger, da ich mir einfach nicht vorstellen konnte jetzt zu gehen. Ich habe noch einen 14jährigen Sohn daheim, der ganz genau wie deiner mal ab und zu "eine Ansage" braucht und nicht nur das - ich bin einfach noch nicht soweit jetzt zu gehen. Hoffnung auf Therapien wurden mir auch nicht mehr gemacht und das Krankenhaus (Brustzentrum in Berlin) "schob" mich auf die Palliativstation/Hospiz zum sterben ab. Jedenfalls empfand ich das damals so. Aber das war irgendwie mein Glück. Dort wurde mir nicht die Hoffnung genommen, sondern ich wurde wieder "aufgepäppelt". Der dortige Chefarzt wagte in Absprache mit meiner Onkologin noch eine Chemo, die letzte von den 13 hatte ich letzte Woche. Im Brustzentrum war man der Meinung die Chemo würde mich gleich beim ersten Mal hinraffen.
Nun - ich bin noch da. Jetzt zittere ich vor dem CT-Termin am 5. März, denn erst da wird man sehen, ob die Chemo überhaupt etwas gebracht hat.
Was soll ich sagen - meine Gefühlen schwanken von Tag zu Tag. Mal habe ich Hoffnung, dass es was gebracht hat, dann wieder nicht. Dann überkommt mich die Angst, es doch nicht mehr bis zur Jugendfeier meines Sohnes zu schaffen. Ich kann völlig verstehen was du gerade durchmachst, wenn man die Ausweglosigkeit von den Ärzten regelrecht vor den Latz geknallt bekommt.
Es ist so unfair, wenn einem die Chance genommen wird zu kämpfen. Und wir wollen doch kämpfen! Aber was, wenn wir es nicht mehr in der Macht haben.
Bitte lass uns unsere dunklen Gedanken irgendwie verscheuchen! Wenn's nur so einfach wäre...
Ich wünsche dir (und mir), dass uns doch noch etwas Zeit bleibt und vielleicht doch noch das eine oder andere Wunder geschieht.
An "besseren" Tage sage ich mir dann, wenn du dich jetzt aufgibst, dann hat dich der blöde Krebs da wo er dich haben will. Aber auch mir gelingt es momentan selten positiv zu denken.
Ich wünsche dir von Herzen, dass du nicht aufgibst. Du hast bis jetzt so viel geschafft! Und ich wünsche dir noch ganz viel Zeit.
Herzlichst Anja
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Erstdiagnose Jan. 2004
pT4a(mf)pN2a (5/6) M1 G1-2 ER 80% PR 80% C-erb Score 1+) Ablatio links, 6 Knochenmetas - Rezidive 2007 und 2009
Krebs ist nichts für Feiglinge. Krebs ist eine Erfahrung, auf die ich gern verzichtet hätte.
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