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Alt 06.01.2010, 12:16
*Ina* *Ina* ist offline
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Standard AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Meine Mama war für mich und meinen Bruder seit dem Versterben meines Vaters (1996) sowohl Mutter, Vater als auch Freundin. Die Familie stand bei uns an erster Stelle, wir wussten immer, dass unser Zusammenhalt viel wert ist. 8,5 Jahre hat meine Ma gegen ihren Brustkrebs gekämpft. Es hat uns noch mehr zusammengeschweißt. Wir haben gelernt, jeden Moment zu genießen. Jede Untersuchung brachte Angst mit sich. Angst, dass es eine schlechte Diagnose geben könnte. Dennoch habe ich daran geglaubt, dass sie noch viele Jahre vor sich hat. Ich habe es gehofft. Alle, die meine Mam kannten, kannten sie als eine unglaublich starke, lebensfrohe Person. Bei jeder erneuten Erkrankung und schweren Therapie hat sie gesagt - sie wird für uns kämpfen, für ihre Familie, ihre Kinder. Ihr größter Wunsch war es, uns auf die "Beine zu stellen".
Jetzt bin ich 22. Im September 2009 habe ich mein Studium beendet. Mein Bruder ist 17 und wird dieses Jahr das Gymnasium beenden. Am 29. Oktober ist sie für immer eingeschlafen.
Wir wurden darauf von den Ärzten "vorbereitet". Die Metastasen waren im Nervenwasser und fanden ihren Weg ins Gehirn. Danach ging es ganz schnell. Ich war jeden Tag bei ihr. Habe mit ihr gesprochen. Auch wenn sie die letzten Tage nicht mehr wach war. Habe sie gepflegt, sie gestreichelt. Ich saß zuhause...und habe mir einerseits gesagt, es ist besser, wenn es für sie schnell vorbei ist..denn sie hat Schmerzen, sie leidet. Andererseits hatte ich Angst. Ich hatte Angst vor diesem Anruf aus dem Krankenhaus, dem Anruf, der Endgültigkeit bedeutet.
Nun ist Weihnachten vorbei...zum Glück. Ich fand es schlimm, sie nicht bei uns zu haben. Weihnachten war für uns 3 immer mit viel Vorfreude, Vorbereitungen und Traditionen verbunden. Es gab kein Weihanchten, dass wir getrennt verbracht hatten. Nun war unsere geliebte Mama nicht dabei. Ich wollte diese Feiertagstimmung nicht. Aber ich habe meinem kleinen Bruder zuliebe die "Tradition" auch dieses Jahr erhalten. Ich will nicht, dass für ihn mit ihr alles verloren geht, was ihn glücklich gemacht hat. Auch nach 2 Monaten nach ihrem Tod fühl ich mich schrecklich. Sie fehlt mir so.
Vor 2 Wochen hat mich mein Freund verlassen. Wäre sie bei mir, wäre sie die erste, die davon erfahren würde, die mich trösten würde und die richtigen Worte finden würde. Die mit ihrer Umarmung Kraft schenken würde. Die Trennung von meinem Freund, den ich leider noch liebe, hat mir einen weiteren emotionaen Schlag verpasst. Als meine Mama verstarb, habe ich in der Beziehung einen Halt gesehen, der nun auch weg ist.
Mein Kleiner wird bald seinen Abschlussball haben. Und ich weiß, sie wäre gern dabei. Sie würde ihn gern auf seinem Weg in die neue Lebensetappe begleiten. Ich weiß, man muss stark sein. Man muss kämpfen und weiterleben. Aber zeitweise weiß ich nicht, wo ich die Kraft hernehmen soll und wie ich diesen Schmerz überwinden kann.
Das einzige, was mir bleibt, ist der Glaube daran, dass sie es sich wünschen würde, dass ich stark bleibe, stark bleibe für meinen jüngeren Bruder, der mich braucht.
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