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Alt 31.12.2009, 10:34
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luna83 luna83 ist offline
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Registriert seit: 22.04.2006
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Standard AW: Meine starke Mama

Ich möchte euch die Geschichte meiner Mum erzählen. 2001 wurde bei Ihr Brustkrebs diagnositiziert. Sie wurde damals gleich operiert. Der Arzt hat gesagt sie braucht nicht unbedingt eine Chemo, da der Tumor 1,5 cm groß war, es sei letztendlich ihre Entscheidung. Sie hat die Chemo abgelehnt und sich für eine Misteltherapie entschieden. Ich war so glücklich dass sie das alles so gut überstanden hat. Sie hat sich sehr verändert und Ihr leben genossen. Alles war wunderbar. Bis Oktober 2005.

Von Tag zu Tag hat sie immer mehr Schmerzen in den Beinen und im Rücken bekommen. Mal hat sie nur gehumpelt, mal konnte sie fast gar nicht gehen. Von einem Arzt zum anderen sind wir gefahren. Mal hieß es Bandscheibenvorfall, dann war es wieder der Ischias. Zum Dezember 05 wurde es dann wieder besser. Ich bin mit Ihr über Weihnachten zu unseren Verwandten nach Frankreich gefahren. Dort ging es wieder gut und wir haben Pläne gemacht, dass wir uns im Januar einen kleinen Hund zulegen wollen, da unsere 16-jährige Hündin im Okt. 06 gestorben ist und sie uns schon sehr fehlt.

Im Januar wurde es immer schlimmer... sie hat oft geheult vor schmerzen und konnte Ende Januar nicht einmal mehr Auto fahren. Treppen steigen war auch nicht mehr drin. Sie war ständig zu Hause, ich hab mich um alles gekümmert. Sie war nicht in der Lage sich etwas zu essen zu machen oder sich irgendwie selbst zu versorgen.Ich dachte an alles nur nicht an das was ERST VOR DREI WOCHEN festgestellt wurde. Erneuter Brustkrebs-Skelettmetastasen an Schulter, Rippen, Wirbelsäule, Becken und Oberschenkel. Metastasen in der Leber und im Rückenmark. Wieso frag ich mich jeden Tag aufs neue! Sie kann nicht mehr laufen, sie ist seit 1 Woche in der Klinik und hatte im liegen einen Spontanbruch des Beckens. Sie will kämpfen. Aber hat dass bei dieser Diagnose eine Aussicht auf Erfolg? Was mir sehr zum Denken gibt ist, dass sie jedes Mal wenn jmd zu ihr zu besuch kommt und wir uns wieder verabschieden, anfängt zu weinen. Morphium, Ibuprofen und Novalminsulfon bekommt sie nun und sie hat immer noch unerträgliche schmerzen. Nächste Woche wollen die Ärzte anfangen zu Bestrahlen. Was kommt jetzt auf mich zu? Ich fühl mich wie wenn ich in einem Schalldichten Raum sitze und von außen keiner mehr an mich rankommt. Und wenn ich mir dass jetzt nochmal alles so durchlese, kann ich irgendwie immer noch nicht begreifen, dass es hier grad um mich geht. Sie dürfen mir alles nehmen aber nicht auch noch meine Mum, Mein Dad lebt nicht mehr.Das war 2006.

2007 -2009 ein auf und Ab. Zum Teil war sie wieder relativ selbstständig und konnte auch kurze strecken selbst fahren. Wir waren noch 2x zusammen in Urlaub 2007 in Südfrankreich, da wo ihre Seele zu Hause ist und 2008 auf Mallorca. Danach wurde es schleichend immer schlimmer. Bis 2009 im Juli der Sturz im Badezimmer kam und seither ging es täglich ein stück bergab. Ich war da für dich ich hab mich mit meinem Freund Tag und nacht um dich gekümmert. Ich bin so froh das du bei mir zu Hause eingeschlafen bist. Du hast das ganz bewusst so gewählt. Du wolltest unbedingt nach Hause und Weihnachten haben wir dann alle nocheinmal zusammen gefeiert. Ich bin so dankbar das ich diese Erinnerung für immer in meinem Herzen habe werde. Gestern abend habe ich deine Tagebücher gefunden. Ich wusste nicht das du in den letzten zehn Jahren Tagebuch geführt hast. Du hast dein Leben für mich festgehalten. Ich werde sie nach einer gewissen Zeit lesen. Ich werde Dinge erfahren über die du niemals mit uns gesprochen hast. Du hast gehofft bis zum Schluss. Du hast gehofft und geglaubt das es alles noch weitergeht du hast die Zukunft mit uns geplant. Wir haben dieses Jahr angefangen ein Haus zu bauen. Mein Freund und ich. Die Einliegerwohnung extra für dich damit du ganz nah bei uns sein kannst. In 3 Monaten wird das Haus fertig sein. Ohne dich werden wir einziehen. Ich wollte dich aus diesem Haus hier befreien, in dem du von deinen Verwandten gedemüdigt wurdest. In dem du deine Persönlichkeit nicht ausleben konntest. In dem du dich nie zu Hause gefühlt hast. In dem du als Kind so schreckliche Dinge erleben musstest. Ich hoffe das deine Seele frieden findet. Gestern morgen bin ich nocheinmal in die Stelle im Wald gefahren wo du immer warst. Ich habe dir einen Tannenzweig und einen Stein von dort geholt und ihn in deinen Sarg gelegt, du hast die Natur über alles geliebt. Trotz deines Schmerzes und des Leidens hast du dir immer noch um andere sorgen gemacht und immer ein offenes Ohr für alle gehabt. Du wolltest nicht gehen. Dein Bester Freund hat mir gesagt das du letzte Woche noch zu ihm gesagt hast das du mich nicht alleine zurücklassen willst. Das du angst um mich hast. Ich bin nicht alleine. Du wirst immer bei mir sein, und ich habe Freunde und mein Freund die mich stützen. Ich weiß nicht wie ich am Montag die Beerdigung erleben werde. Gestern hab ich gemerkt das deine Seele gegangen ist. Ich habe gestern Abend in deiner Wohnung in jedem Raum eine Kerze angezündet und ein Räucherstäbchen aufgestellt. Wir haben alle fest an dich gedacht. Deine 3 Kätzchen weinen auch um dich. Aber sie waren bei dir als du eingeschlafen bist. Sie sind jetzt bei mir und ich werde sie gut versorgen. Ich passe auf sie auf, und ich passe auch auf mich auf. Du wirst immer bei uns sein und deine Schützende Hände über uns halten.
Schalom.
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Papa 1954-1984

Mama *1955-2009

2006 rez Mamma CA mit Skelettmetastasen

29.12.09 meine Mama ist für immer eingeschlafen so schnell


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