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Alt 10.12.2009, 10:57
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Marek Jan Marek Jan ist offline
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Standard AW: Für Dich, Sternenkind Mario L 21 Jahre alt *25.04.1984 +23.10.2005

Mein lieber Mario,
ich stehe von dem Anfang obwohl ist soweit gegangen bin. Ich weiß, dass ich an der Wohnung nicht unsere Liebe messe, aber die werde ich schweren Herzens aufgeben und verlassen. Ein Umzug steht bevor, weil ich nicht mehr festhalten möchte. Die Wohnung ist so winzig und dazu sehr teuer geworden, also fiel die Entscheidung umzuziehen.
Eines schweren Herzens werde ich unsere gemeinsame Wohnung verlassen, weil überall wo ich hier hinblicke, kann ich mir Dich vorstellen. Angst, es in der neuen Wohnung nicht zu können treibt mir Tränen in die Augen. Aber in den Traum halfst Du mir bei Umzugskartons packen und hast meine Tränen getrocknet. Hast mich immer wieder in dem Arm genommen und gesagt, fangen wir von neu an, ich komme doch mit.

Heute sitze ich hier und die Tränen fließen verborgen, denn ich möchte die Tränen unsichtbar weinen. Klar verstehen es alle, dass es ein schwerer Weg ist und ein Neuanfang in eine neue Wohnung mir schwer fallen wird, aber in mich tief hinein kann keine sehen.
Weißt Du, ich habe oft im Leben ein Umzug vor mir gehabt und das machte mir nichts aus, aber erstes Mal fühle ich mich seit Polen zuhause, hier ist mein, unser zuhause gewesen und ich habe Angst es in der neuen Wohnung nicht zu spüren. Heimatlos war ich sehr lange, zog wie ein Zigeuner durch die Städte auf der suche nach einem Zuhause und das habe ich gefunden, weil ich Dich fand.

Ich werde alles mitnehmen, jeden so kleinen Gegenstand, weil ich nicht bereit bin die Sachen loszulassen. Mario, du wirst mich stützen, wenn ich hier zu letzten Mal die Tür rausgehen werde und wirst mir dabei helfen fort zu gehen und neu zu beginnen. Ein Leben voller Schwächen, Tränen und Angst. Wie ein schutzloses Kind, dass in die gro0e Welt ziehen muss fühle ich mich. Aber wann denn, wenn nicht jetzt?

Vier Jahre Tränen und Kampf hier zu bleiben sind genug. Morgens aufzuwachen und zu rechnen, ob die Wohnung noch teurer wird. Des Weiteren ist das dunkle Dachgeschoss nicht gut für mich, da ich kaum Tageslicht sehe. Oft bin ich Tagelang nicht vor der Tür, weil mir die Kraft fehlt raus zu gehen. Bin die letzten Jahre sehr zerbrechlich gewesen, mein Körper krank, traurig und schwach.

Am Sonntag werde ich alle Menschen in der Uni Klinik wieder sehen. Alle die auf dieser Station ein Kind verloren haben, dem gleichen Weg wie wir gingen und hofften bis zu ende. Es wird sehr traurig sein, denn der Sternenkinder – Gottesdienst wird immer größer, es kommen immer mehr Eltern und mir nimmt es Luft zu atmen zu sehen, wie viele neue dazu kommen, die in der Trauer leben müssen. Alles kostet sehr viel Kraft im Moment, aber ist auch ein Weg dem ich gehen möchte. Solange ich einem Weg vor mir habe, solange ich dem gemeinsam mit anderen Menschen gehe werde ich nicht zerbrechen.

Heute muss ich weiter an der Sternenkindersendung für Sonntag arbeiten. Wir werden 4 Stunden Menschen gedenken, die nicht mehr bei uns sein können. Es wird traurig sein, aber auch sehr schön, weil ich weiß, dass ich nicht alleine sein werde an dem Abend, dass da draußen uns Menschen zuhören werden über das Webradio, die auch jemanden sehr vermissen. An den Abend wird alles anders sein, denn dieses Jahr werde ich nicht alleine sein, auch zur Weihnachten nicht und es gibt mir Kraft zu leben. Ich habe jemanden an meine Seite, der mich so nimmt wie ich bin, der eine Stütze im Leben ist obwohl viele seine Arme die mich Aufrechthalten nicht sehen. Er ist nicht wie anderen, er ist nicht berechnend sondern auf mein Wohlergehen interessiert. Er akzeptiert, wenn ich sage, ich brauche Zeit für mich und schützt mich dann auch.

Zwei liebe Menschen werden bei der Sternenkindersendung mit moderieren, ohne diese Hilfe hätte ich es dieses Jahr alles nicht geschafft, weil es alles so schwer ist.

Mario ich liebe Dich, beschützt von Dir und anderen Menschen lerne ich neue Schritte zu gehen, wie ein kleines Kind, das zum laufen lernt auf seinen sehr wackligen Beinchen.

In Liebe Marek Jan
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Was vergangen kehrt nie wieder,
aber ging es leuchtend nieder,
leuchtet`s lange noch zurück.

www.meinetrauer.de

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