Thema: kraftlos
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Alt 11.02.2004, 21:25
Gast
 
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Standard kraftlos

Liebe Stefanie23,
es tut mir sehr leid, dass deine Mama im Moment so schlecht drauf ist.
Leider kenne ich diesen Zustand nur zu gut!

Welche Chemo bekommt Mama denn?
Wöchentlich ist natürlich hart; allerdings habe ich bisher immer gehört, dass dann die Konzentration der Mittel nicht so hoch sein soll.

Ich erhielt alle 3 Wochen Taxol und die erste Woche konnte ich immer vergessen aber dann ging es aufwärts.

Sind die Haare schon ausgegangen? Manche Frauen sind davon sehr deprimiert und das könnte bereits ein Grund (mit) für ihre Verfassung sein.
Selbstverständlich schwächen Chemotherapien den gesamten Körper, trotzdem sollte Mama immer ein paar Tage zwischendurch zum Erholen haben.

Dass Mama psychisch so schlecht drauf ist, kann auch am Cortison und am Chemomittel liegen.
Auch meine Psyche lag tagelang am Boden und ohne meinen Mann und die Kinder hätte ich aufgegeben...

Ich genoss es übrigens immer sehr, dass meine Familie mich ins Auto gesetzt hat und mit mir irgendwo hingefahren ist. Auch wenn ich noch so schwach war(viel laufen war natürlich nicht drin) so war es immer ein Erlebnis.
Du glaubst ja gar nicht, wie Kleinigkeiten einen dann beglücken können....

Vielleicht solltet ihr mal überlegen, was Mama so an Wünschen hat. Da muss es doch einfach etwas geben!

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass mir die Fürsorge meiner Familie sehr geholfen hat.
Klar hatte ich auch immer wieder Durchhänger; wollte die Chemo sogar abbrechen.
Letztendlich habe ich aber durchgehalten und bin froh darüber.

Fazit:
Mama braucht -ihrem Zustand angemessen- Ablenkung. Nur stur liegen macht depressiv und weinerlich.

Und bitte:
Keine Vorwürfe von seiten des eigenen Mannes; deines Vaters; auch nicht innerlich!!!!!
Er hat sie geheiratet mit dem Satz: in guten wie in schlechten Tagen und jetzt sind eben gerade die schlechten Tage dran!
Stattdessen sollte er Mama ganz oft am Tag in den Arm nehmen; trösten; Mut zusprechen; ihr sagen, wie lieb er sie hat; ihr erklären, dass der jetzige Zustand wieder vorbei geht; dass sie auch ohne Haare und ohne Brust für ihn immer das Liebste auf Erden sein wird und so weiter und so weiter.
Ich weiß, wie wichtig solche Worte vom eigenen Mann sind!
Und: wie wichtig der Köperkontakt in der Nacht ist!
Mama wird bestimmt tierische Angst haben und gerade Dunkelheit verstärkt die noch; jedenfalls war es bei mir so.
Dunkelheit erinnerte (und erinnert mich heute noch) immer an die Dunkelheit im Sarg und ohne die Hand meines Mannes kann ich dann nicht einschlafen.

Noch etwas: Meine Nichte hat mir, als ich von der Op kam, ein kuscheliges Frotte-Glücksschwein in den Arm gelegt und dieser sollte mir stets Glück bringen.
Ich habe mich sich so darüber gefreut und bis heute liegt dieses Schweinchen in meinem Bett. ;-)
Das ist die Magie des Herzens und der Seele. ;-)

Kann Mama essen? Essen ist wichtig, trinken natürlich noch viel mehr!
In den ersten Tagen nach der Verabreichung sollte sie zwischen 3 und 5 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen. Egal in welcher Form!

Ich kann verstehen, dass die Situation für euch sehr belastend ist. Aber es wird ja auch wieder besser! Im Sommer wird Mama schon wieder recht gut drauf sein; die Haare werden wieder wachsen und diese ganz schwere Erschöpfung wird abklingen.

Aber: die alte Verfassung, die sie mal hatte, die wird sie nicht wieder erreichen. Es wird immer wieder mal eine Zeit geben, in der es ihr nicht so gut geht; in der sie launisch ist und weinerlich. Aber solche Tage gehen schnell wieder vorbei.
Im Moment braucht sie einfach nur viel Liebe, Zuneigung und Fürsorge!

Ich wünsche euch allen viel Kraft!

Liebe Grüße
Norma
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