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Alt 16.10.2009, 12:12
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Der Krebs hat mir meine Zukunft genommen

Hallo Iko,

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Zitat von Iko Beitrag anzeigen
Es ist alles nur so furchtbar schwer, so still. Ich bin in einem furchtbaren Gefühlkarussell - ich habe Freunde die sich kümmern, ich bekomme viele Einladungen und doch verkrieche ich mich hier. Warum? Ich weiß es nicht. Ich bin dabei jeden Tag einen Schritt weiter zu gehen, mir helfen zu lassen.
Das hätte sich mein geliebter Schatz nicht gewünscht, er hätte gesagt: Lebe, lebe und nochmal lebe - genießen, das war sein Ding, naja unser Ding. Ich muss lernen das Leben anzunehmen, allein aber doch nicht ganz allein, allerdings immer im inneren einsam. Ich bleibe dran das es besser wird. Es muss besser werden, es wird besser mit der Zeit.
Mir geht es ganz genauso, nach einem Dreivierteljahr noch.

Es gibt bessere und schlechtere Phasen. Die ersten 2 Monate nach dem Tod meiner Frau waren recht einfach - da hatte ich noch gar nicht realisiert, dass sie nie mehr wiederkommt. Wir waren öfter mal für mehrere Wochen getrennt. Aber der März, als mir die Erkenntnis kam, war dann richtig schlimm. Ich habe Anzeigen aufgegeben, um Hund und Papagei loszuwerden (die einzigen, dir mir noch wichtig sind), um endlich "frei" zu sein in meinen Entscheidungen. Dann wurde es im Frühling viel besser, eine Phase des "jetzt erst recht weiterleben!". So geht es auf und ab, bis heute. Der Winter macht mir angst, mit Weihnachten und dem ersten Todestag meiner Frau. Wenn ich könnte, würde ich heute abend ins Bett gehen und erst im Frühling 2010 wieder aufwachen...

Gute Freunde habe ich zum Glück auch einige, und ich könnte viel unternehmen. Will ich aber nicht. Es gibt Phasen, da gehe ich nur alle 2 Wochen für einen Großeinkauf aus dem Haus. Letztens war der Geburtstag meiner Frau und zugleich unser 10. Hochzeitstag. Ich habe das Telefon abgeschaltet und vorher den Freunden, denen zuzutrauen war, dass sie an diesem Tag unangemeldet zu Besuch kommen, gesagt, dass ich sie, falls sie das tun, am Hoftor abweisen werde.

Freunde sind wichtig, und ich bin gottfroh darüber, dass ich jederzeit welche anrufen oder einfach bei ihnen vorbeikommen kann, und sie auch zu mir kommen, wenn es dringend ist. Aber... Freunde können den Lebenspartner nicht ersetzen, und bei mir auch die Trauer nicht "auffangen". Damit ist man letztendlich immer allein. Ich will ja nicht immer reden, geredet ist schon genug. Ich will den Menschen zurück, den ich mehr als alles auf der Welt liebe, mit dem ich mehr als mein halbes Leben verbracht habe, und den ich jeden Tag aufs neue schmerzlich vermisse. Und das geht nunmal nicht.

"Es muss besser werden mit der Zeit", das denke ich mir auch. Aber "dranbleiben"... wie denn? Trauer, Verlust, Schmerz, Einsamkeit, Verzweiflung, wie soll man mit Gefühlen vernünftig umgehen? Dass die Zeit alle Wunden heilt, möchte ich gerne glauben. Aber wie lange das dauern wird, mag ich mir im Moment nicht vorstellen.

Viele Grüße,
Stefan
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