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Alt 04.10.2009, 00:18
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czilly czilly ist offline
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Registriert seit: 09.08.2009
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Standard AW: Brustkrebs, es hat mich erwischt

Hallo zusammen!

Bin aus Heidelberg zurück, und während man Mann Sport guckt, habe ich mich jetzt hier mal so umgesehen und nachgelesen, was Euch so den Tag über bewegt hat.
Mann oh Mann, Ihr wart ja schwer philosophisch heute…

Vielleicht erst mal kurz zu den „unbeschwerteren“ Dingen:
@ Tanja: ich habe in SPO einige Frauen auch aus Bayern getroffen, die Entfernung selbst scheint also für die Krankenkassen kein Hinderungsgrund zu sein.
@ Sabine: Du wirst ja auch immer kreativer – nun haben wir dann also demnächst das Jahr der GlüHüflus !
@ all: Treffen in Köln finde ich gut, da habe ich es nicht weit. Andererseits fehlt dann für mich sozusagen der „Wegfahreffekt“. Und übernachten könnte ich dann auch zuhause, was aber überhaupt nicht dasselbe ist wie mit Euch zusammen morgens im Hotel gemütlich zu frühstücken.

Aber zum „Thema“, zu dem ich natürlich auch etwas beizutragen habe: ob man das nun bedauert oder nicht und ob man es will oder nicht - es ist natürlich einfach so, dass das Leben für uns nach der Erkrankung nicht mehr so sein wird wie vorher (so wie ein Schmetterling nach der Metamorphose eben nie mehr eine Raupe sein kann – deshalb übrigens mein „Logo“). Und diese Solidarität von völlig fremden Frauen (wie hier zum Beispiel) war für mich manchmal auch eine sehr intensive Erfahrung. Ein Erlebnis ist mir besonders in Erinnerung geblieben, und ich werde es wohl auch nie vergessen. Jule habe ich es schon erzählt, als wir uns in Köln getroffen haben:

***
Ich habe mir, als es mit dem Haarausfall losging, wie viele andere Frauen auch die Haare abrasieren lassen. Das hat bei mir die Inhaberin des Perückenstudios gemacht; sie meinte, wenn es losginge, sollte ich kommen, dann würde sie das erledigen und dann die Perücke auch gleich an den „neuen Kopf“ richtig anpassen. Ausgerechnet in dem Moment, als ich da also sitze und Frau F. den Rasierer in die Hand nimmt, geht plötzlich die Ladentür auf. Ich habe natürlich sofort abgewehrt: „Nein! Nicht auch noch mit Publikum, das geht gar nicht!“ Daraufhin nimmt die Frau, die gerade zur Tür herein gekommen ist, wortlos ihre Mütze und ihre Perücke ab und setzt sich mit ihrer Glatze schweigend neben mich. Sie war dann einfach da und hat mich als Leidensgenossin begleitet.
Ich habe mit der Frau keine einziges Wort gesprochen, ich weiß bis heute nicht, wer sie war und wie sie heißt, und ich werde das wohl auch nie erfahren – aber ich werde diese Geste nie vergessen!

***

Eine Kollegin von mir hat richtig Gänsehaut bekommen, als ich ihr am Telefon davon erzählt habe. Und im Nachhinein ist das für mich ein Moment, auf den ich einerseits natürlich liebend gerne verzichtet hätte, den ich aber andererseits trotzdem nicht missen möchte, wenn Ihr das versteht?!

Liebe Grüße,
Czilly
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Genau in dem Moment, als die Raupe dachte, die Welt geht unter, wurde sie zum Schmetterling.
(Peter Benary)

Geändert von czilly (04.10.2009 um 00:49 Uhr)
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