Hallo Mama,
ich weiss, eigentlich rede ich immer mit dir. Aber heute schreibe ich, denn ich hoffe, dass es mir dann besser geht... Eigentlich weisst du ja, wie es mir geht. Aber ich möchte es dir nochmal sagen: Es ist so unglaublich einsam ohne dich. Es hat sich sehr viel verändert, seit du nicht mehr hier bist.
Die Beziehung mit Alwin ist an der Krise, die durch meine Trauer entstanden ist, zerbrochen. Bitte hab nicht das Gefühl, dass du daran schuld bist, weil du gegangen bist. Die Beziehung war einfach nicht stark genug.
Tina hat den Kontakt zu Papa völlig abgebrochen. Das erzählt er mir nun immer und hängt sich umso mehr an mich. Er macht mir immer nur Vorwürfe, dass ich so selten komme. Aber was soll ich machen Mama? Du weisst, wie schwierig er ist. Und ich schaffe es einfach nicht, öfter als 1 Mal im Monat hinzufahren. Ich ertrage das nicht. Aber auch die Vorwürfe ertrage ich nicht. Aber ganz allein lassen kann ich ihn auch nicht. Wie gern würde ich hier deinen Rat hören. Aber da muss ich jetzt wohl selbst durch. Die Zeiten sind vorbei...
Ich bin immer noch so tief traurig über deinen Tod. Als wäre es vor 1 Woche gewesen. Aber es sind bald 9 Monate. Ich weiss gar nicht, wie das weitergehen soll. Ich trauere immer noch so sehr. Aber ich habe das Gefühl, dass mich niemand versteht. Und dass mir auch langsam niemand mehr zuhören will, wenn ich davon spreche. Also sage ich nichts mehr und leide vor mich hin.
Wie du mitbekommen hast, ist das mit der Partnerschaft auch so eine Sache. Kaum hatte ich Vertrauen und habe mich emotional eingelassen, war er weg. Und ich bin wieder allein.
Tina hat auch viel zutun. Die Arbeit, Kevin, Saschas Kinder... Du weisst es ja selbst. Kevin hat dich sehr vermisst an seinem Geburtstag. Wir haben aber versucht, es ihm trotzdem schön zu machen und ich denke, das ist uns gut gelungen. Du hättest sicher tollere Ideen gehabt. Aber ich kann und will ihm seine geliebte Oma gar nicht ersetzen.
Wie du siehst, renoviere ich gerade meine Wohnung. Es ist total anstrengend. Aber ich brauche die Veränderung. Und wieder fällt mir auf: Mit Mama wäre ich schon längst fertig. Aber ich muss es eben allein tun. Und das dauert eben.
Ich habe eigentlich nur noch meine Arbeit. Und meine Freundinnen, bei denen ich das Gefühl bekomme, nicht dazu zu gehören. Und ich würde so gern mit dir reden. Mit dir Kaffee trinken und dir von allem erzählen. Mit dir ins Möbelhaus fahren.... Aber das ist alles vorbei.
Mama ich träume so oft von dir. Und ich weiss nicht, was das teilweise zu bedeuten hat. Ich habe letztens geträumt, dass ich an deiner Stelle gestorben bin. Das verstehe ich ja noch, denn das hätte ich auch getan, wenn ich gekonnt hätte. Ich würde es jetzt noch tun. Aber in der nächsten Nacht habe ich geträumt, dass du vor meiner Türe standest. Ich habe mich so sehr gefreut, dass du wieder da bist und wollte dich umarmen. Aber du hast mich weggeschoben. Immer wieder. Und ich weiss nicht, was das heissen soll.
Mama, manchmal wünschte ich, du würdest mich holen. Aber ich weiss, dass meine Zeit noch nicht gekommen ist. Und ich weiss, dass ich weiterleben und nach vorne schauen muss. Nur manchmal klappt das noch nicht so richtig.
Du fehlst mir so sehr. Alles an dir fehlt mit. Ich habe so oft Bilder von dir vor Augen. Dein Lachen in meinen Ohren.
Ich kann meine Gefühle einfach nicht in Worte fassen. Ich habe ein neues Video für dich gemacht in der Hoffnung, dass es mir hilft:
http://www.youtube.com/watch?v=JmYOR7EQtPw
Ich hoffe, es gefällt dir.
Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann wieder. Denn ich vermisse dich so unendlich. Ich liebe dich.
Bussi
Deine Susanne