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Alt 19.08.2009, 18:36
Benutzerbild von BarbaraO
BarbaraO BarbaraO ist offline
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Registriert seit: 12.10.2004
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Standard AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende

Hallo zusammen,
ich finde, das Regina wundervoll einfühlsam diese Situatíon geschildert hat und möchte mich bei ihr dafür bedanken.
Besonders die Sätze über die Depressionen treffen genau das, was ich so oft (als tatsächlich an Depressionen erkrankte) denke.
Traurigkeit ist oft eine ganz normale Reaktion. Sie zu Depressionen zu machen, heißt, die Trauer eigentlich nicht ernst zu nehmen. Jedenfalls geht es mir seit Jahrzehnten so mit meinen Mitmenschen und das macht mich oft sehr wütend.
Ich habe ein Recht auf meine Trauer und meine Verzweiflung. Ich brauche auch diese Gefühle und ich finde es immer wieder bedenklich, mich deshalb zum Arzt schicken zu wollen.
Mit der Diagnose, die Lenis Mutter hat, würede ich eine ganze Zeit neben mir stehen, wütend sein, verzweifelt sein, weinen, schreien, aufgeben. Das alles würde ich tun und es wäre kein krankes Verhalten. Es wäre ein ganz normales, gesundes Verhalten.
Irgendwann kriegt man sich auch von selbst wieder ein. Wenn nicht, dann ist ein Arzt gefragt und kein Tipp darüber "was mal wem gut geholfen hat". Das dürfen wir auch gar nicht.

Am schlimmsten würde es mich ankommen, wenn man mich quasi entmündigen würde und meine Wünsche nicht respektiert.
Das Leben geht zuende. Das ist Fakt. Das muss nicht von jetzt auf gleich sein. Das kann noch dauern und mit einer guten Therapie kann vielleicht einige Zeit gewonnen werden aber heilbar ist es nicht.
Ich finde es deshalb enorm wichtig, dass die Angehörigen, wenn sie wirklich liebende Angehörige sind, sich mit der Patientin (in diesem Fall der Mutter) auch über die Dinge unterhalten, die für sie im Moment tatsächlich wichtig sind. Das ist der nahende Tod. Den wegzuschieben und zu leugnen ist herzlos.
Wer sich mit seinem eigenen Tod auseinandersetzt und das auch darf, geht leichter. Er kann seine Wünsche noch in aller Ruhe äußern und Dinge regeln, die ihm wichtig sind.


Natürlich ist es wichtig, Mut zu machen, Perspektiven aufzuzeigen und schöne Sachen für die nähere Zukunft zu planen. Wieder die Neugier auf das Leben zu wecken, wenn es geht.
Doch bitte versucht hier nicht alles über einen Kamm zu scheren.
Der eine mag so behandelt werden...der andere so.....Bevormundung mögen nur wenige und wir wissen alle nicht, zu welcher Sorte Mensch Lenis Mutter gehört.

Auf alle Fälle müssen wir ganz vorsichtig damit sein, was wir in einem solchen Fall tun (würden), denn gut gemeint ist selten gut getan.

Ich finde es überhaupt bedenklich, hier trotz der wenigen Informationen, die wir über Madeleines Mutter haben, so aus dem Handgelenk irgendwelche Diagnosen zu stellen, nur weil wir selbst mal sowas hatten.
Außerdem können wir zum größten Teil doch überhaupt nicht mitreden. Wir sind nicht in der Situation und können nur annehmen, dass wir dieses oder jenes mögen oder wollen würden, wenn es bei uns mal soweit wäre.
Auch das hat Regina so deutlich und freundlich ausgedrückt, wie ich es eher nicht kann.
Warum wird hier ständig empfohlen, dass sie ein Antidepressivum nehmen sollte, besser noch welches(!)? Sind wir Ärzte, dass wir wissen, was in einer so schlimmen Lage verschrieben werden sollte? Zweifeln wir an der Kompetenz des Onkologen oder haben wir nicht aufmerksam genug gelesen, was Leni bedrückt?
Kennen wir die möglichen Wechselwirkungen mit den Medikamenten, die Lenis Mutter nimmt, von denen wir aber nichts wissen?

Zitat:
Zitat von Leni84
Ihr Onkologe sagte, sie sei in einem tiefen Loch, verschrieb ihr Antidepressivum,


Antidepressiva brauchen in der Regel einige Zeit, bevor eine Wirkung zu spüren ist. Das kann 3 Wochen dauern bis dahin ist noch nicht einmal sicher, ob die Patientin auch auf das Mittel anspricht.

Ich glaube, dass es besser ist, wenn wir mit unseren Tipps etwas zurückhaltender sind.
Wir müssten schon etwas mehr wissen, um möglicherweise besser durchzublicken.

Alles Gute
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