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Alt 01.08.2009, 11:42
HeikeL HeikeL ist offline
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Standard AW: Das Unverständnis der anderen...

Guten Morgen !

Meine Erfahrungen mit dem Unverständnis bzw Verständnis der anderen in Bezug auf meine Krankheit sind ganz anderes gaeartet als Mosis.

Vielleicht liegt es auch ein bißchen an der Sichtweise und an dem,was man den anderen rüberbringt.
Ich bin von Anfang an sehr offen mit meiner Krankheit umgegangen,d.h. ich habe keinen Hehl daraus gemacht, wie es mir geht. Wenn mich jemand gefragt hat, wie es mir geht, habe ich z.B. während der Chemo gesagt, dass ich ständig und es mir wirklich besch... geht. Auch jetzt antworte ich darauf wahrheitsgetreu, z.B. : eigentlich geht es mir super-gut (wofür ich sehr dankbar bin), aber an den Nachwirkungen der Chemo habe ich immer noch zu knabbern...

Bis auf ganz wenige Ausnahmen kann ich nur von einem sekundären Krankheitsgewinn sprechen. Alle in meinem Umfeld sind eher sehr fürsorglich. (Mein über 80-jähriger Nachbar nimmt mir die Heckenschere aus der Hand und schneidet meine Hecke für mich)

Ich arbeite seit 7 Monaten ja wieder auf einer Intensivstation. Ich habe wieder angefangen zu arbeiten, weil ich meinen Lebensstandard nict runterschrauben wollte (mein Pferd hätte ich von der EU-Rente nicht mehr finanzieren können) und weil ich wieder am "normalen Leben" teilhaben wollte. Die meisten meiner Kollegen erinnern mich oft daran, dass ich mich nicht übernehmen soll. Die einzige, die daran oft gar nicht denkt, bin ich selber. So wie I.J. schreibt, muss ich selber die von mir gestellten Erwartungen runterschrauben.
Meine Kollegen weisen mich auch öfter darauf hin, dass ich die Möglichkeit habe, mich krankschreiben zu lassen und dass jeder dafür Verständnis hätte.
Nun wissen aber auch alle, dass bei mir die Peritonealcarcinose ihren überaus langen "Winterschlaf" genommen hat und dass es irgendwann höchstwahrscheinlich wieder losgehen wird.
Diejenigen, die kein Verständnis für meine Situation zeigen, schiebe ich beiseite. Es gibt natürlich Leute von denen ich mehr "Beistand" erwartet hätte, aber auch andere, die jederzeit zur Stelle waren bzw gewesen wären, wenn ich nur einen Pieps gesagt hätte.
Vielleicht weiß Mosis Putzfrau gar nichts von ihrer Krankheit und beneidet sie nur darum, dass sie nicht arbeiten muss und sich noch Leute leisten kann, die bei ihrem Schwiegervater putzen. Außerdem ist doch egal, was sie darüber denkt. Es ist ihr Job und sie wird dafür bezahlt, dass sie ihren Job macht und nicht dafür, zu entscheiden, was die Auftraggeber denn noch alles selber machen könnten.

Es ist nur so, wenn mich eine Situation ärgert, dann kläre ich sie -wenn möglich-. gleich mit der entsprechenden Person. Es macht keinen Sinn, sich bei anderen darüber auszulassen.
Andererseits muss man sich niemandem gegenüber rechtfertigen.

Die Haltung von Coris Mutter finde ich bewundernswert. Auch bei den EK-lern gibt es einige Frauen, die sogar Während der Chemo gearbeitet haben bzw. arbeiten- wie z.B. Heiderose. Es ist mir schleierhaft, wie sie das schaffen, ich hätte das nicht geschafft, aber das ist eben der individuelle Weg, den jede(r), den zu gehen jede(r) für sich selber entscheiden und verantworten muss.

So, jetzt beende ich meinen Samstagvormittag-Roman und wünsche Euch allen ein schönes Wochehnende
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