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Alt 04.04.2002, 19:30
Gast
 
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Standard Und Brustkrebs ohne Bestrahlung?

Hallo Axel
Richtig, Du hast recht! Danke, für Deine Antwort. Ich bin genau Deiner Meinung. Ich schreibe Dir hier meine nur mal meine Gedanken dazu auf:

Ach, es muss wunderbar für einen Patienten sein, wenn er von Anfang an einen guten Arzt erwischt, welcher ihn vollumfänglich informiert und ihn berät. Im Guten und im Schlechten. Ja, DANN kann der Patient entscheiden!
Bei mir geschah das leider nicht. Jene Aerzte, welche ich dringend nach der Diagnose gebraucht habe, waren alle in Urlaub! Im Schnitt gesehen, habe ich über zwei Monate keinerlei Informationen und Beratungen erhalten, einschliesslich "Vergesslichkeit", mich an einen Onkologen weiter zu verweisen, obwohl ich es verlangt hatte, und mich dann weitere vier Wochen Wartezeit kosteten! (Zu diesem überaus anerkannten guten Onkologen konnte man nur hingehen, wenn man sich von einem behandelnden Arzt an ihn überweisen liess! Dieser Onkologe war nämlich leider völlig ausgebucht! - Als ich dann endlich zu ihm durfte, bekam ich eine HALBE Stunde! Dafür wusste dort in der Praxis keiner mehr, wie mein NAME lautete! Ich war dort also eine Namenlose Krebspatientin! - Eine Panne? Oder einfach nur Pech?) Tja, stell Dir das mal vor. Diese Verzweiflung, dass kein einziger Arzt Zeit für Dich hat! In diesem Moment!
Naja, ausgenommen ihren "Befehlen", welche dann kamen und so lauteten: "Wir müssen das operieren um zu sehen ..." oder "Und dann machen wir eine Bestrahlung!" - Da fragst Du Dich, ob die Aerzte Dir eigentlich das Leben retten wollen, oder ob ihnen ihr Urlaub oder ihre Geldeinnahmen wichtiger sind! Das ist jetzt vielleicht böse von mir, ich weiss, aber leider habe ich das damals so empfunden! Befehle nutzten mir nichts, ich brauchte Aufklärung! Ueber Vorteile, über Nachteile, einfach alles!
- Naja, was Du erwähnt hast mit der Aufklärung deiner Mutter, das habe ich dann halt alles selber nachgelesen und heraus gefunden. Was blieb mir anderes übrig? (Es gibt auch Frauen, habe ich mitbekommen, die wissen MEHR über ihren Krebs als ihr Doktor selber! Das sind wahrscheinlich jene, die sich wirklich von allen Seiten informieren! Ist doch gut, oder? - Es klappt also auch mit VIELEN Büchern und dem dazugehörigen Wissensdurst.)

Ach ja, auch ich habe mir SEHR viele Gedanken gemacht, schwankte mal auf dieser Seite, mal auf jener. Dass mir niemand eine Statistik über Frauen mit Brustkrebs zeigen konnte, welche auf medizinische Nachbehandlungen verzichtet haben, war für mich zu jener Zeit eigentlich mehr nebensächlich. Es erstaunte mich nur. Ich bin erst heute so daran interessiert, weil diese Statistiken offenbar DOCH fehlen? Dann wäre es doch eigentlich Zeit, dies nachzuholen und endlich mal damit anzufangen! Ich wäre nämlich bereit, mich da eintragen zu lassen! Aber interessiert das überhaupt jemanden? GLAUBT überhaupt ein Arzt daran, dass ich gesund bleiben könnte? Hm?

Ja, die Entscheidung liegt beim Patienten. Nur manchmal, weisst Du, zweifle ich ein bisschen daran, ob auch wirklich ALLE Frauen genug Pep haben, ihrem Arzt kritische Fragen zu stellen. (Ich will jetzt nicht die Frauen an den Pranger stellen - bin ja selbst eine - sondern rede da nur aus eigener Erfahrung.) Wie ich schon erwähnt habe, sagte mir einer der Aerzte: "Und dann machen wir eine Bestrahlung!" Ist das vielleicht eine Beratung? Wohl eher ein Befehl! Wieviele Frauen sagen hier in ihrer Verzweiflung: "Ja, Herr Doktor, wenn Sie meinen!" und fragen gar nicht weiter? Seien wir doch ehrlich. Was kannst Du als Patient DARAUF noch FRAGEN, erwidern oder kritisieren? Zudem nimmt einem die Situation, eine Krebsdiagnose am Hals zu haben, sämtliche Energie weg! Da bist Du gelähmt. Zu geschockt. Und Du WILLST eine Behandlung für diesen hinterlistigen Krebs! Und zwar SOFORT! Und Du willst da nicht noch die Odysee auf Dich nehmen, und zwanzig Aerzte abklappern, bis Du endlich einen gefunden hast, der sich die Zeit nimmt, um Dich richtig zu BERATEN! - Weil Du Dich da nämlich auch fragst, ob Du überhaupt mit Krebs DAZU noch die Zeit hast!

Und wie ich von so VIELEN Seiten kritisiert wurde! Von den besten Freunden! Von Frauen! - (Ueberraschenderweise waren es mehrheitlich die Männer, welche mir sagten: "Brigitte, tu was Du für richtig hältst! Die Schulmedizin ist noch längst nicht so weit!")
Ratschläge - in dieser Situation - von anderen anzunehmen, ist natürlich auch immer schwierig gewesen. Ich habe alle möglichen Ratschläge gehört. Eine Frau riet mir, unbedingt eine Bestrahlung zu machen, und als ich da zögernd verneinte, sagte sie: "Ja willst Du denn Metastasen kriegen?" Eine andere riet mir zu einem Geistheiler, und als ich unsicher verneinte, sagte sie: "Ja willst Du denn Metastasen kriegen?" Ein Mann riet mir, auf die Schulmedizin zu verzichten, und als ich zweifelte und sagte, ich wisse es noch nicht, meinte er:"Das ist GIFT! Willst Du denn unbedingt noch mal Krebs kriegen?"

Ja, jeder denkt hier anders darüber. Und nachdem sich ein paar meiner Freunde zurück gezogen haben, (ich dafür ein paar neue gefunden hatte), hatte sich das alles gelegt und heute fragt mich kaum noch jemand nach meinem Wohlbefinden. Weil ich halt "gesund" bin und alles i.O. ist.
Mir ist schon klar, dass die Leute auch Mühe haben, damit umzugehen, und sie selber völlig ratlos sind. Man meint es ja nur gut. Aber damals habe ich mich gefühlt wie in einem winzigen Schiffchen, welches auf stürmenden Meereswellen fast am versinken war.

Ich bin nicht GEGEN die Schulmedizin, lieber Axel. Um es nochmals zu betonen. - Aber wenn Du eine Statistik weisst ..., ich würde mich da wirklich gerne eintragen lassen!

Es grüsst Dich herzlich Brigitte
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