Thema: chemoschäden
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Alt 13.01.2004, 19:09
Gast
 
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Standard chemoschäden

hallo carsten

gleich in die vollen: "was mich nicht tötet macht mich härter".
soll heissen, du bist der meinung, dass der sieg über den krebs der sonnenstrahl sein sollte, der einem ein leben lang leuchtet.
ist prinzipiell nicht falsch - ich sehe das ähnlich.
der haken ist der, dass zwischen kognitivem verstehen, begreifen und etwas leben grosse klüfte sind.
kaum ein mensch hat die willensstärke, ist so konsequent, dass er z.b. nie wieder alkohol trinkt, nachdem er einmal einen kater hatte.
ich habe verstanden, dass ich froh sein sollte, dass ich ein glücklicher mensch bin - abver es fühlt sich nicht so an.

"Ich habe vor vielen mit dem was ich erlebt habe richtig zu schocken."
uuuh - das habe ich auch gemacht. damals eher unbewusst - ich musste das thema einfach erstmal selbst verarbeiten und hab viele damit überrumpelt.
du machst dir damit definitiv keine freunde.
du kannst von anderen nicht erwarten, dass sie so weit sind, dass sie interesse daran haben ihre eigene sterblichkeit zu akzeptieren. ich habe alleine durch meine krankheit viele "freunde" verloren. waren wohl keine freunde... so what - freunde hat man nur ein paar wenige, und bekannte finden sich schnell.

"Denen die Gesund sind und mit ihrer oder vorallem anderer Gesundheit spielen (rauchen im beisein anderer oder sogar Kinder)"
ich finde es auch nicht ok, im beisein von kindern zu rauchen - und da sage ich auch was. nicht ok finde ich es, anderen erwachsenen menschen in ihr leben reinzureden. ich bin der meinung, jeder mensch darf sich und seinem körper antun, was er für richtig hält. und wenn er erst dadurch versteht, was er sich da antut...
wieder: damit machst du dir keine freunde.

"Schöne Dinge nicht machen bevor die Chemo anfängt, sondern schiebe sie auf später (danach) auf. Wenn es dir dreckig geht, dann denke an diese Dinge, und das jeder Tag dich einen Tag näher daran bringt. "
für mich war es ein ziel, für das sich das durchhalten lohnte, zu wissen dass mein vater mir hinterher den urlaub auf lanzarote zahlt - andererseits hat es mir unendlich gut getan, in drogerien nach leckeren badezusätzen und teurer schminke (wenn frau schon keine haare hat, braucht sie wenigstens ein gesicht) zu stöbern.
ich habe meinen durch die chemo extrem verfeinerten geruchssinn genutzt, um zu kochen - natürlich nur aus bio-zutaten. da habe ich dann auch gerne gegessen. also>: tut euch auch während der chemo was gutes. das braucht ihr.

Zitat: "Es ist leicht jemand zu finden der einem hilft, es ist schwer jemand zu finden dem man helfen kann"

das habe ich nicht so erfahren. ich habe an jeder ecke menschen, die meine hilfe brauchen, aber nur ganz selten mal jemanden, der meine not erkennt.
wie oben schon geschrieben: "...der _mich_ mal in den arm nimmt, wenn ich nicht mehr kann."

"Momentan versuche ich gerade wie am PC meinen aktuellen Zustand zu speichern um ihn evtl. später wieder laden zu können. Dies ist natürlich nicht möglich."

stimmt. du wirst dich verändern - ob du willst oder nicht.

"Das schlimmste was ich mir vorstellen kann ist, Menschen die man kennt, die man mag oder die man liebt zu verlieren. Nicht weil sie sterben, sondern weil man Krank ist oder war"

ja, das passiert. alleine die tatsache, dass du krebs hast, wird sie schocken. und noch mehr die daraus resultierenden erkenntnisse, dass jeder krebs kriegen kann, und dass sie selbst auch sterblich sind.
anstatt sie anzugreifen, versuch doch lieber es ihnen leichter zu machen - lass ab und zu ein ekliges detail weg - nicht jeder erträgt das.

"Also sucht nicht Hilfe für euch sondern für andere. Deren Dankbarkeit hilft euch mehr als jeder mit Mitleid euch helfen könnte."

meine sicht der dinge: "also lernt euch selbst zu helfen und seid unendlich dankbar, wenn ihr jemanden trefft, der euch gutes tut."

lg
tine
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