Mein geliebter Peter,
hab mich wieder berappelt...jaja es geht wieder. Letzte Woche, in der Nacht von Donnerstag zu Freitag hatte ich einen ziemlich schlimmen Asthmaanfall, den ersten ohne dich... ich lag da und bekam keine Luft (wie gut ich deine Atemnot nachempfinden konnte, weißt Du ja), selbst alle Sprays zeigte keine Wirkung. Ich weiß ich hätte den Notarzt oder U. anrufen müssen, so wie Du es in solchen kritischen Situationen immer für mich gemacht hast, nur ich glaube selbst das hätte ich nicht geschafft. Außerdem mir war es sowas von egal, dachte nur ein halbes Jahr ohne dich ist doch mehr als genug, warum nicht so auf die Reise gehen... hab mir nur einen Kopf gemacht ob man die Hunde rechtzeitig findet, aber dann fiel mir ein das E. bestimmt stutzig werden würde wenn am Tage die Jalousien runter wären und das Auto vor der Tür steht. Sonst würde es ja keinen kümmern was los ist, ist ja keiner da. Naja der große schwarze Vogel kam nicht, hab gesprayt bis zum
, dann kam das berühmte Zittern und die berüchtigten Muskelkrämpfe, eben die ganze Palette, du kennst das ja. Wie sehr hat mir dein "festhalten"gefehlt, ein Arm hattest du immer um mich gelegt, mit der anderen Hand hast du meine Stirn gehalten und leise auf mich eingeredet, gesagt das alles gut wird, der Arzt gleich kommt, ich noch einen Hub nehmen soll. Oh wie sehr hat das gefehlt und wie sehr hab ich gedanklich gejammert, Peter lass mich zu dir oder lass es ganz schnell besser werden... es war ne sch... Nacht. Das normal Alltagsleben ist schon schwer genug ohne dich, aber in solchen Situationen wird einem das Alleine sein nochmals so richtig toll vor Augen geführt. Dabei fühlte ich mich nach dem Treffen mit den Lieben aus dem LK so gestärkt, es war ein so schönes WE. Ich hatte so viel Kraft und neuen Mut geschöpft. Den Sonntag darauf besuchte mich dann ein ganz lieber Mensch aus dem LK, auch dieser Besuch tat so gut und gab so viel an Wärme und Menschlichkeit. Das alles zusammen hatte mir so viel gegeben und dann haut mich so ein blöder Asthmaanfall aus der Bahn, kaum zu glauben. Menno, Liebling ich erkenne mich oft selbst nicht wieder und Du mich sicher oft auch nicht. Hab am Montag zur Psychiaterin gesagt, mit dir ist so ein großer Teil von mir mitgegangen, fast ist keine Lissi mehr übrig, nur ganz klein hockt da irgendwo in mir etwas das mit der Lissi von vor dem 19. September Ähnlichkeit hat. Und dieses kleine Etwas versucht ganz mühsam laufen zulernen, fällt ständig auf die Nase, heult sich die Augen aus usw. usw.
Mache diese Therapie bei ihr noch bis ende April weiter, wenn bis dahin sich nix tut werde ich mich wohl nach was anderem umschauen müssen. Wenigstens bin ich diese ambulante psychiatrische Krankenschwester wieder los, Gott was hat die genervt. Dreimal die Woche 90minuten, danach fühlte ich mich reif für die Klapsmühle. Es mag ja Menschen geben die sie mit ihren Lehrbuchsprüchen aus anno sowieso, helfen kann, mir hilft es nicht. Und schon gar nicht hilft es mir wenn man mir einreden will das ich wütend auf dich sein soll weil du mich verlassen hast. Hab mich ernsthaft gefragt ob die noch richtig tickt. Du weißt ich bin ja wirklich ein Gemütsmensch aber nachdem ich ihr zweimal höflich erklärt habe das ich nicht auf dich wütend sein kann, weil du mich nicht verlassen hast, weil du dir diese Krankheit nicht ausgesucht hast und weil du soviel lieber noch unter den Lebenden weilen würdest, habe ich sie beim dritten Versuch ihrerseits rausgeschmissen. Höflich aber sehr bestimmt. Nee das kann es doch nun wirklich nicht sein, sich mit sowas auch noch rumschlagen müssen. Na die Ärztin hatte am Montag ein Einsehen und nun sind alle weiteren Besuche von Frau N. ersatzlos gestrichen. Ich weiß ja das du mir immer fehlen wirst, das ich lernen muss mit dieser riesengroßen Lücke zuleben. Das es Zeit braucht bis der Schmerz nicht mehr so höllisch sein wird, er wird immer da sein, sicher... aber irgendwann möchte ich bei dem Gedanken an dich, an unsere Liebe lächeln können und nicht wie heute weinen müssen.
Ich möchte so gerne meine Kopf an deine Schulter lehnen, deine Wärme spüren. Wie oft hast du meine Tränen getrocknet, ich danke dir für alles, ich weiß du hältst mich immer noch.
Dein Engel
Lissi