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Alt 14.03.2002, 15:23
Gast
 
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Standard Bauchspeicheldrüsenkrebs

Hallo Jana!

Ich habe zwei Söhne, drei und sechs Jahre alt. Meine Mutter hat einen Putzfimmel. Sie kann keine benutzte Tasse auf dem Tisch stehen lassen. Letztens sollte der Grosse "sauber machen" erraten. Auf meine Frage "Was macht die Oma immer" antwortete er: "Im Bett liegen wegen der Beine." Leider hat er da recht. Aber das ist so noch nicht in meine Aufmerksamkeit gedrungen. Kurz vor Weihnachten ist sein roter Kampffisch gestorben. Wir haben ihn unter einem Baum begraben. Er würde ihn gerne ausgraben und gucken, ob er wieder im Wasser schwimmt.
Mein Schwiegervater kümmert sich um die Gräber seiner Familie. Er nimmt die Kinder oft mit zum Blumengießen. Sie haben also eine Vorstellung von einem Friedhof und einem Grab. Auch bei einer Beerdigung waren sie bereits. Ich durfte als Jugendliche nicht zur Beerdigung meiner Omi, der Mutter meiner Mutter. Was mache ich aber, wenn meine Mutter anonym bestattet werden möchte? Vielleicht ist ein Weg zu sagen:" Da, wo die schönsten Gänseblümchen stehen, da liegt sie."
Aber noch lebt sie ja. Ich darf mit ihr nicht über ihren Krebs reden. Ich kann dann logischerweise nicht fragen: "Wie willst Du beerdigt werden?". Und meinetwegen kann sie noch eine ganze Weile am Leben bleiben. Aber im Augenblick geht es ihr schlecht und sie ist allein mit ihrer Erkältung. Und ich sitze hier, eine halbe Stunde von ihr entfernt und kann mit meinem hoch fiebernden Kind nicht hin. Sie hat die Hilfe meiner Schwiegereltern abgelehnt, da diese von ihrer Krebserkrankung nichts wissen sollen. Sie hat uns zwei Tage nichts vom Ausfall ihrer Heizung erzählt und keinen Notdienst gerufen, aber dann sollte mein Mann bitte innerhalb einer Stunde da sein. Mein Vater ist zur Zeit verreist und muss zum zweiten Mal diese wichtige Reise abbrechen, weil es ihr wieder so schlecht geht. Natürlich fahre ich hin, wenn ich einen Babysitter habe und bleibe notfalls, bis mein Vater wieder da ist. Aber warum kann sie nicht einfach mal früher etwas sage? Oder die Hilfe meiner Schwiegereltern annehmen?
Ich muss sagen, ich bin ratlos. Mein Mann geht ins Ausland und ich kann in einigen Monaten mit den Kindern nachkommen. Was soll ich tun? Ich habe Angst, dass ich dann zwei oder drei Tage nach Hause brauche, womöglich länger. Dass sie an Lungenentzündung stirbt, weil sie sich von niemand anderem helfen lassen will. Oder dass mein Vater den Wagen gegen einen Baum setzt bei dem Versuch, an zwei Orten gleichzeitig zu sein.
Und was ist, wenn sie stirbt und ich keine Zeit und keinen Ort habe, mich zu verabschieden? In den Briefen der Angehörigen in diesem Forum spielt die Beerdigung immer eine grosse Rolle.
Wie so viele hier auf ein Wunder hoffend

Eure Nidra.
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