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Alt 15.02.2009, 15:10
Kirsten67 Kirsten67 ist offline
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Standard AW: Zwischen Hoffen und Bangen, mein Papa hat BSDK

Guten Morgen,

und lieben Dank für Eure Unterstützung.

@Heike, ja der Akku ist im Moment ziemlich leer. Ich weiß oft nicht mehr weiter. Weiß nicht mehr, was ich meiner Mama sagen soll, die mir hilflos und verzweifelt Fragen stellt, in der Hoffnung, etwas Positives von mir zu hören. Ihr Ehefrauen müßt soviel aushalten! Schicke Dir hiermit ein großes Kraftpaket.

@Petra, Urlaub - davon träume ich. Das geht für mich aber zur Zeit nicht. Aber irgendwann, wenn Papa erlöst ist und Mama den Alltag schafft, dann möchte ich auch wegfahren. Ich drücke Deiner Schwägerin alle Daumen und wünsche Ihr und Euch viel Kraft bei der Attacke auf das Mistvieh

@Martina, habe letztens noch einen Vortrag darüber gehört, was es bedeutet, keine Erholungsphasen bei Streß zu bekommen. Das ist wissenschaftlich breit untersucht. Und mein Kopf weiß auch, dass es richtig ist. Aber mein Gefühl sagt mir was anderes.
Ich drücke Dich auch an dieser Stelle und hoffe, dass Du heute einen guten Sonntag hast und der Schmerz ab und an seinen Griff lockert.

@Queeny, sicher kann jedem von uns ganz plötzlich was passieren. Ich habe am Freitag noch mit jemandem darüber gesprochen. Das Schlimme ist, dass ich seit Monaten vor so etwas Angst habe, dass meinem Mann was passiert, meiner Schwester, meiner Mama. Wir haben ja auch noch Angst um die Tante meines Mannes. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die letzten 9 Monate alle Zuversicht und meinen sonst so unerschütterlichen Optimismus aufgefressen haben.
Dir wünsche ich, dass Du heute einen Weg für Deine Trauer findest ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ich denke viel an Dich.

@Tina, ich feue mich sehr über Deine Nachricht. Du beschreibst das so treffend, diesen Drang und diese Gedanken, von denen man sich kaum ablenken kann. Dir und Deiner Mam alles Liebe.

Gestern sind wir 18km gewandert, meine Beine meckern heute mächtig, aber der Tag vor o.k.. Gehalten habe ich mich auch ganz gut, braucht nur ab und an ein Stück Weg für mich alleine oder mit meinem Mann an der Seite. Deutlich wurde, wie unterschiedlich die Menschen mit mir umgehen. Es gibt einige, die überhaupt nicht verstehen. Einige, die fragen, nur um mich dann mit ihren Leiden (oh, mein Rücken, so schlimm; ach bei meiner Mama vor einem Jahr) vollzutexten. Und dann gibt es die ganz wenigen, die mich in den Arm nehmen, die zuhören, und mit Wärme antworten.

Freitag habe ich noch mit dem Hausarzt meines Papas gesprochen. Ich wollte mit ihm darüber reden, wie ich feststellen kann, wann es kritisch wird - leider gibt es da nichts. Es war ein schweres Gespräch, zumal der Arzt mir dann erzählte, wie schwer das auch für ihn ist. Er kennt meine Eltern gut von gemeinsamen Urlaubsreisen. Und er hat die Untersuchungen im Januar 2008 bei Papa wegen der "Magenprobleme" gemacht. Im Mai wurde dann ja der Tumor entdeckt. Auf jeden Fall unterstützt er Dronabinol, mal sehen was die Krankenkasse dazu sagt.

Mit Papa und Mama habe ich heute auch schon telefoniert. Es ist kein guter Tag. Und die letzten Tage waren es auch nicht.
Papa hat furchtbare Angst vor der Chemo am Dienstag, da gibts da erstes mal Oxaliplatin.
Bis vor drei Wochen hat er so gekämpft. Hat alles versucht, alles mitgemacht, immer ein liebes Wort gefunden. Hat immer gesagt "Ich will".
Und jetzt - er redet nicht mehr viel mit uns, obwohl er genau zuhört.
Er zieht sich immer mehr zurück, sein Kopf ist klar, seine Gedanken auch, aber er ist einfach nicht mehr bei uns. Versteht ihr, was ich meine?

Und was soll ich Mama sagen? Sie fragt mich immer, erzählt von Ihrer Hoffnung, dass es Papa in drei Monaten, wenn die Chemo angeschlagen hat, wieder besser geht. Nach den Gesrpächen mit zwei Onkologen und dem Hausarzt kann ich daran nicht mehr glauben. Was soll ich Ihr bloß sagen. Bislang versuche ich, sie in Ihren Hoffnungen zu bestärken und nur ganz vorsichtig den anderen Weg anzudeuten. Ich höre ihr zu, höre ihren Kummer und ihre Angst und weiß doch oft am Telefon nicht mehr, was ist tun soll.

Ich sitze jetzt hier am PC, mit Tränen in den Augen, schreibe Euch, merke, wie gut es ist, so meine Gedanken zu sortieren, in Worte zu packen. Hoffe auf die Wirkung des Dronabinol und das Papa das ganz schnell bekommt.
Und wäre so gerne bei meinen Eltern.

Eure Kirsten.
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Mein Papa: Diagnose BSDK mit Lebermetastasen Ende Mai 2008
Den schweren Kampf verloren am 05.04.2009


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