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Alt 06.02.2009, 10:07
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Ich möchte Euch allen ein ganz herzliches Dankeschön für all die liebevollen Texte, für Euer "Dasein" aussprechen. Wir haben gestern alle Karten fertig gemacht, ein letzter Teil fehlte noch wo wir die Adressen heute ergänzen mussten.

Wir haben lange überlegt und versucht, unsere Gedanken und Wünsche mit dem Wesen meiner Ma zu vereinen.

Der Hintergrund der Karte stellt einen Sonnenuntergang am Meer dar. Als Spruch haben wir vieles durchgelesen. Zum Schluss fand ich einen der mir entsprach, aber eigentlcih war er zu traurig und ihr mann hatte recht als er sagte, dass sei ja doch nur abgeschrieben. so hat er den anfang gemacht und ich ein bißchen geschliffen, ergänzt. herausgekommen ist dann folgendes:

"Dein unvergessliches Lächeln hat unsere Herzen weit geöffnet
und mit tiefer Freude erfüllt.

Der größte Liebesbeweis ist loszulassen.

Wir werden Dich immer lieben.
Wie Du bist - wie Du warst - wie Du sein wirst."


In die Karte haben wir ein wunderschönes Foto von ihr hereingelegt, eines wo sie eine Mütze trägt und wunderbar lächelt. Man hat das Gefühl, sie lächelt den Betrachter direkt an. So zufrieden. Nach ihren Daten haben wir auch keine stelzige Floskel genommen, normalerweise schreibt man wohl in stiller Trauer. Wir haben ihr zum Schluß immer wieder gesagt "Ich bin bei Dir oder ich bin da", je nachdem wer gerade bei ihr war. Weil wir sie den letzten Weg nicht begleiten konnten haben wir über unsere Namen "Du bist bei uns" gesetzt.

Es ist eine durch und durch persönliche Karte geworden. Leicht geschwungene, zarte Schrift, kein üblicher weißer hintergrund mit hartem schwarzem rand. Alles zart und dezent. Bei meiner Familie habe ich in die innenseite mit Füller noch die nachstehenden Zeilen geschrieben, je nach dem auch um eigene Worte ergänzt:

"Vielleicht bedeutet Liebe auch zu lernen,
jemanden gehen zu lassen,
wissen,
wann es Abschied nehmen heißt,
nicht zulassen,
daß unsere Gefühle dem im Wege stehen,
was am Ende wahrscheinlich besser ist für die,
die wir lieben."

"Man sieht die Sonne untergehen
-und erschrickt doch-
wenn es plötzlich dunkel ist."


Der Pfarrer der Trauung war erkrankt und rief uns gerade an, dass er doch die Messe halten kann. Ich bin sicher, wir haben alles soweit es irgendwie möglich war in ihrem sinne veranlasst. Wir haben bis zum schluss jede kleinste entscheidung gemeinsam gefällt, genauso wie sie es gewollt hat in ihrer patientenverfügung. es war nicht schwer, denn wir sind ihr beide so unglaublich nah, dass wir es selbst nicht anders wollten. es gab fast nichts, an dem wir unschlüssig waren. daran sieht man glaube ich, dass es bei allem um meine mama ging. wie hätten sonst zwei so unterschiedliche menschen stets identische entscheidungen für gut halten können.

nichts mehr tun zu können, das ist für mich das schlimmste.
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Liebe Grüße - Bibi
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Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens
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