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Alt 16.11.2003, 14:43
Gast
 
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Standard Magenkrebs (GIST)

Hallo Peter,
Du alter selbstmitleidiger Muffel! Ich darf Dir da mal was zu sagen, denn die Scheiße, die Du durchmachst, kenne ich: 6. Dezember 2000 war bei mir der Tag der Wahrheit: der Magen samt 12Fingerdarm und 1/3 Speiseröhre mussten raus. Vier Wochen lang gings bergauf und dann kam der Salat: die Nahtstelle zwischen Dünndarm und Speiseröhrenrest wucherte dicht -"Anastomose". Es musste bouchiert werden. Da ich das Narkotikum ("Dormicum") nicht vertrug und danach 14 Tage nur gereihert habe wie ein Tier, wurde nach dem dritten Öffnen der Röhre ohne Narkose weiter gearbeitet. Nichts half. Immer wieder wucherte die Röhre zu! Wie oft konnte ich nicht mal mehr Trinken! Nach 6 Monaten musste ich jede Woche wenigstens einmal zum Öffnen. Rein mit dem Draht, die Wucherung durchstossen, Luftballon einführen - aufpumpen - mind. 3 Min halten... die Schmerzen - nee, besser nicht mehr daran denken. Jedesmal den Geschmack von Blut im Mund: Ekelhaft! Dann haben sie `nen Stent probiert - funktionierte auch nicht . Mittlerweile war ich von 106 kg vor der OP auf 52 Kg runter und verlor jeden Tag etwa 250 g Gewicht.
Ich hatte begonnen mich aufzugeben. Die Wirkung von Schmerzmitteln kann man mit Alkohol übrigens gut verstärken und es geht bedeutend schneller mit dem Krepieren! Mir war alles Scheiß- egal, denn schließlich konnte ich die Tage im Kalender abzählen, bis ich allein durch den Gewichtsverlust nicht mehr da bin! Was soll´s! Einer weniger auf diesem Globus ist doch egal -Oder?
Ist es im Prinzip auch - aber wenn es doch Hife gibt?
Du hast die Chance einer zweiten OP! So wie ich.
Dank meiner Nichte (damals noch Intensiv-Schwester im Uni-Klinikum Essen) fand ich einen Operateur in Essen, der sich sehr gut auf OP´s im Bauchraum versteht. Also bin ich hin - 2. OP! Wieder so´n Ding wie die erste: über 4 1/2 Std. -alle Nähte auf, der bei der ersten Op eingesetzte Metallring zum Verbinden von Dünndarm und Speiseröhre flog raus und alle relevanten Stellen wurden per Hand vernäht.
Ich war immer noch voller Zweifel und hatte Angst, dass die Quälerei auch nichts bringt. Nach dieser OP wog ich noch knapp 45 Kg.
Ich bin seither noch nicht wieder zugewachsen und mit dem Essen klappt es inzwischen auch wieder ganz gut. Nur das "Vollpropfen" habe ich mir nach einigen schmerzhaften Übungen doch abgewöhnt. Dafür sind meine kleinen Mahlzeiten heute sehr deliciös und lecker. Ich habe meinen Körper mit Traubenzucker (im Tee, im Kaffee, im Pudding usw.) schnell wieder hochgebracht. Beim Essen mußt Du dann selber rausfinden, was Du verträgst und was nicht . Man merkt es recht schnell. Das "Dumping" passiert mir heute noch ab und zu mal. Vor allem bei Milchprodukten. Mal vertrag ich sie - mal nicht. Und an die "Vergaserstörungen" (BLääääh...Pupps-...Furz)gewöhnt man sich. Lefax mit Enzyme hat sich dabei bestens bewährt.
Als raff Dich auf - such Dir ´nen guten Operateur (mich hat damals Prof. Oldhafer opperiert, der soll meines Wissens jetzt in Trier sein - Ärztekammer müßte das wissen)und dann wag es. Was kannst Du schon verlieren ausser Deinem Leben - und das ist zur Zeit bestimmt beschissen genug! Und die Chancen, dass Du wieder fitter wirst, stehen dabei verdammt gut.
Ich selbst hatte leider Pech nachdem es mir Anfang diesen Jahres endlich wieder richtig gut ging, sodass ich in meinen Beruf zurückwollte, erwischte es mich ein zweites Mal: Brustkrebs mit pos. Befund zweier Lymphknoten! Was beim ersten Krebs an mir Vorüberging habe ich diesmal voll mitgenommen OP- Chemo- Bestrahlung. Aber um ehrlich zu sein: es war zwar kein Spaziergang - aber ich habe es leichter weggesteckt als damals die Magengeschichte.
Jetzt bin ich auch damit durch, und ich wiege schon wieder 55 Kg mit Tendenz nach oben. Inzwischen habe ich auch die Rente durch - die Insolvenz wegen Aufgabe der Selbständigkeit steht unmittelbar bevor und nächstes Jahr gehört mir und meinem Garten!
Gruß Petra
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