Liebe Mella,
ein Gefühl der Ruhe war es eigentlich nicht. Es war eher ein Taubheitsgefühl der Seele. Als wäre ich betäubt. Und nun habe ich immer öfter - vorzugsweise am WE, wenn ich nicht durch die Arbeit abgelenkt bin - Momente, in denen ich den Schmerz nicht zurückhalten kann. Mein ganzer Körper zieht sich zusammen. Die Tränen brennen wie Säure auf meinem Gesicht und ich schluchze wie ein kleines Mädchen. Wenn ich an ihr Grab gehe, knie ich davor zusammengekauert, die Hände vors Gesicht geschlagen und schluchze wieder wie ein kleines Kind. Die Sehnsucht schmerzt unbeschreiblich. Der ganze Körper tut weh. Mir wird schlecht. Unter der Woche halten sich diese Gefühlsausbrüche in Grenzen, weil ich arbeite. Aber sobald sich die Bürotüre hinter mir schließt, sind meine Gedanken wieder nur bei meiner Mama.
Ich habe auch nicht erwartet, dass du mir sagst, dass alles wieder gut wird. Wir haben uns kein Bein gebrochen, dass wieder zusammenwächst. Wir haben unsere Mama verloren. Diese Lücke wird nie ersetzt werden. Und die Zeit, die wir durch ihre Krankheit und unsere Trauer erleben, reisst Wunden auf der Seele, die vielleicht irgendwann verheilen aber dennoch ihre tiefen Narben zurücklassen, die immer wieder schmerzen.
Fühl dich gedrückt!
Deine Susanne