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Alt 20.01.2009, 22:29
Dani T Dani T ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hätte ich gewusst, dass meine Mutter nur noch 5 Tage zu leben hat nach der Entlassung nach Hause, hätte ich sie nach Hause gebracht um jeden Preis. Sie wollte auch nach Hause. Aber ich meinte die Fahrt zur Chemo jede Woche ist zu lange vom Dorf in die Stadt - sie musste sich jedes Mal übergeben, wenn sie irgendwo hin transportiert wurde, und sei es im Krankenhaus nur von einer Station auf die nächste - und dachte es wäre angenehmer. Sie willigte ein, ins Pflegeheim zu gehen und freute sich, dass ich mir frei nahm um die Tage alles zu organisieren und sie beim Krankentransport zu begleiten. War es eine Strafe, dass ich am gleichen Abend von einem Auto angefahren wurde, weil es vielleicht doch nicht richtig war mit dem Pflegeheim? Oder war es nur ein Dämpfer, ein paar Gänge runterzuschalten... jedenfalls musste ich die Pflege dann wirklich den Pflegekräften dort überlassen und konnte sie nur noch füttern mit meinem unverletzten rechten Arm. Parallel zur Pflegeplatzorganisation hatte ich auch die ambulante Pflege und Hilfsmittel für zuhause vorbereitet, einen Tag vor der Übersiedlung ins Pflegeheim kam noch jemand ins Krankenhaus um die Maße von Mama zu nehmen für einen Rollstuhl. Ich dachte, das Pflegeheim sei nur übergangsweise, für ein paar Wochen... im Krankenhaus, schon vor ihrer ersten Chemo die sie Montag bekam bevor sie Mittwoch entlassen wurde, hatte sie stark abgebaut... konnte nicht mehr alleine aufstehen, war hingefallen, war zu schwach um alleine zu essen... deshalb fuhr ich Montag in der Mittagspause extra hin um ihr zu essen zu geben und nahm mir für die weiteren Tage frei.... als sie Mittwoch im Pflegeheim war und ich kurz draußen den Bürokram erledigte mit der diensthabenden Schwester, war mein Freund bei mir und meine Mutter saß im Bett und brachte es nicht fertig, sich alleine zurückzulegen und sagte zu meinem Freund: "Die haben mich vergessen!" und dann "Dass das so schnell geht..." und mein Freund meinte das bezog sich auf ihren Abbau, weil sie gar nichts mehr machen konnte. Und trotzdem hatte ich Hoffnung bis zum vorletzten Tag, wie töricht die Augen zu verschließen und weiter auf Besserung zu hoffen... statt sich voll und ganz auf das Sterben einzulassen! Aber als die 2. Chemo abgesagt wurde weil ihr Zustand das wirklich nicht mehr erlaubte, hatte ich die Hoffnung, dass sie sich erst mal nur erholen muss und dann die nächste Chemo kommt... und wenn sie sich bischen erholt, dass sie paar Tage später an Weihnachten im Rollstuhl sitzen und von mir im Pflegeheim herumgefahren werden kann... da standen überall so schöne Weihnachtsbäume! Ich wollte ihr einen Weihnachtsbaum ins Zimmer stellen an Heiligabend. An ihrem letzten Tag aber, morgens, da sah ich den Tatsachen ins Auge... und habe sie losgelassen und nur gehofft, dass sie bald erlöst wird. Der rasselnde Atem... vielleicht war es das wie oben beschrieben... vielleicht auch Wasser in der Lunge, bedingt durch den Tumor?
Ach sorry falls ich zuviel schreibe... meine Art es zu verarbeiten, auch hier... und man sagt mir es kommt alles wie es kommen soll und trotzdem denke ich: Hätte ich dies... hätte ich das... wäre dies... wäre das... sinnlos jetzt. Ich habe Mama gebeten, mir zu verzeihen, wenn ich etwas falsch gemacht hatte... etwas übersehen hatte... nicht richtig wahrgenommen hatte... Es ging alles für mich so schnell... ich denke aber sie hatte sich trotzdem sehr lange gequält... schon vor der Diagnose muss sie diesen Tumor schon ein ganzes Weilchen mit sich rumgetragen haben... der Arzt gab ihr so komische Tropfen gegen ihre Schmerzen, die nicht wirkten...und sagte dann: doppelte Dosis! Auch das nutzte nichts... 4 Wochen lang Schmerzen... dann erst Überweisung ins Krankenhaus! Wann verbessert man die Früherkennung?! Es war zu spät für sie...
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22.12.2008 Mama
In Liebe und Dankbarkeit...
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Lass vergehen, was vergeht
Es vergeht, um wiederzukehren
Es altert, um sich zu verjüngen
Es trennt sich, um sich inniger zu vereinen
Es stirbt, um lebendiger zu werden
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