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Alt 06.12.2008, 10:08
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Desi Desi ist offline
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Registriert seit: 03.12.2007
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Beiträge: 3.618
Standard AW: Angst vorm Leben

Liebe Jule!
Habe deinen Thread hier verfolgt, und muss nun auch einmal was schreiben.
Erst einmal möchte ich dir sagen wie unendlich leid mir dein Verlust tut.
Ich bin 3 Jahre älter als du, und habe im Februar diesen Jahres meinen über alles geliebten Dad verloren. Er war mein Seelenverwandter. Er hat was gedacht und ich habe es ausgesprochen und umgekehrt.
Er hat zwei Jahre gekämpft, wirklich gekämpft. Mein Dad ist zwei Wochen vor seinem 55 Geburtstag gestorben. Auch wir hatten noch so viel vor. Ich habe meinen Dad zusammen mit dem Rest meiner Familie beim Sterben begleitet. Der Dad der er am Schluss war, war nicht mehr der Dad der er immer vorher war.
Mein Dad hat gekämpft bis zum Schluss, auch an seinem Todestag, konnte aber dann letztendlich doch in Frieden gehen. Wir haben in gehen lassen, weil es keine andere Möglichkeit mehr gab.
Mit ihm ist ein Teil von mir mitgegangen.
Ich habe mich so oft nach dem Warum und Wieso gefragt. Darauf werden wir aber nie eine Antwort bekommen.
Auch ich hätte mein Leben für das meines Dads gegeben.
Aber so etwas funktioniert nicht.
Ich kann alles das was du schreibst so gut nachvollziehen. Die übermenschliche Trauer, dieser unendliche Schmerz, diese Sehnsucht wieder bei Ihnen sein zu wollen.
Dieses nach aussen hin stark zu sein, aber doch gleichzeitig so unendlich verwundbar.
Du musst nicht strak sein, lass es raus. Du musst die Trauer akzeptieren, das ist ein langer und verdammt steiniger Weg. Glaub mir, ich und alle anderen hier mussten und müssen diesen Weg immer noch gehen.
Aber ich glaube nicht das deine Mum gewollt hätte, das du dein Leben lang so unglücklich bleibst und alles in Frage stellst.
Mach dir auch bitte keine Vorwürfe, das du wegen deiner Ausbildung weggezogen bist. Deine Mutter wäre wahrscheinlich auch krank geworden, wenn du das nicht gemacht hättest.
Deine Mutter wird stolz auf dich sein, stolz eine so tolle Tochter auf die Welt gebracht zu haben.
Und das Band der Liebe kann auch der Tod nicht trennen.
Ich weiss, du denkst jetzt wahrscheinlich redet ihr nur alle, der Schmerz ist trotzdem noch da. Stimmt, der Schmerz wird auch immer bleiben, dein Leben lang, aber er wird irgendwann ein bisschen schwächer werden, und dir nicht mehr jeden Tag die Luft zum atmen nehmen.
Wenn du merkst, du wirst alleine mit dem Schmerz nicht fertig, dann such dir Hilfe. Und das ist bestimmt nichts schlimmes oder etwas wofür man sich schämen muss. Man braucht manchmal jemandem im Leben, der einen für das Stück eines Weges an die Hand nimmt, und begleitet.
Ich wünsche dir ganz ganz viel Kraft diesen Weg zu gehen!
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In Liebe Daddy geb. 27.02.54 gest. 08.02.2008
Du wirst für immer in meinem Herzen sein.
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