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Alt 27.10.2003, 20:21
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Chemotherapie bei Krebs
Dr. med. Stephan Kremers, Facharzt für Innere Medizin

Was ist eine Chemotherapie?

Unter Chemotherapie versteht man die Behandlung mit so genannten Chemotherapeutika. Chemotherapeutika sind natürlich vorkommende oder künstlich hergestellte Substanzen. Diese sind in der Lage, Tumorzellen und Infektionserreger wie z.B. Bakterien, Viren oder Pilze wirksam zu bekämpfen

In der Behandlung von Krebs wird Chemotherapie auch als zytostatische Therapie bezeichnet. Zytostase heißt soviel wie "Zellstillstand". Mit Hilfe der Chemotherapie sollen bösartige Zellen zerstört und nach Möglichkeit vollständig ausgerottet werden.



Wie funktioniert eine Chemotherapie?

Die Wirksamkeit der Chemotherapie beruht vor allem darauf, dass besonders diejenigen Zellen empfindlich auf den Angriff von Medikamenten reagieren, die sich ständig teilen und vermehren. Dies sind in erster Linie die bösartigen (malignen) Zellen, also die Tumorzellen.

Da sich nun aber auch gesunde Zellen verschiedener Organsysteme vermehren, reagieren auch diese empfindlich auf die Chemotherapie. Es kann aus diesem Grund zu den bekannten Nebenwirkungn und Komplikationen einer chemotherapeutischen (zytostatischen) Behandlung kommen.



Wozu dient eine Chemotherapie?

Eine Chemotherapie wird unter anderem zur Behandlung bösartiger Erkrankungen eingesetzt. Sie wird unter anderem angewandt bei:



Akuter Leukämie


Malignem Lymphom (Lymphdrüsenkrebs)


Unter gewissen Voraussetzungen auch bei den Formen chronischer Leukämie (bei chronischer lymphatischer und chronischer myeloischer Leukämie)


Die Chemotherapie wird - neben Operation und Bestrahlung - je nach Krankheitsstadium auch zur Therapie von festen (soliden) Tumoren - z.B. Darmkrebs, Lungenkrebs oder Brustkrebs - eingesetzt.


Was ist vor einer Chemotherapie zu beachten?

Vor der Chemotherapie wird der behandelnde Arzt den Patienten und/oder die Angehörigen über die bevorstehende Behandlung aufklären.

Eine Chemotherapie verursacht sowohl akute als auch dauerhafte beziehungsweise später einsetzende Nebenwirkungen. Um solche Risiken besser abschätzen zu können und um gegebenenfalls schon vorab bestimmte Medikamente von der Therapie auszuschließen, sind vor dem geplanten Beginn bestimmte Untersuchungen notwendig. Dazu gehören unter anderem:


Untersuchungen, die das Stadium des Tumors festlegen, z.B. Ultraschall, Röntgen, Computer-Tomographie und eventuell eine Knochenmarkpunktion


Überprüfung der Lungenfunktion


Untersuchungen der Herzfunktion wie Ultraschall und EKG


Untersuchungen der Leber- und Nierenfunktion über die Blutwerte



Wichtig sind auch die regelmäßig durchzuführenden Blutbild- beziehungsweise Laborkontrollen direkt vor Beginn des nächsten Therapiezyklus sowie danach.


Wie wird eine Chemotherapie durchgeführt?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die zur Chemotherapie vorgesehenen Medikamente zu verabreichen:


Intravenös: Als Infusion über eine Vene


Oral: In Tablettenform


Subkutan: Ähnlich einer Insulinspritze unter die Haut




Die Gemeinsamkeit der genannten Maßnahmen besteht darin, dass es sich um eine so genannte systemische Therapie handelt: Die Medikamente können prinzipiell an jeden Ort des Körpers gelangen und somit jede Zelle erreichen.

Im Gegensatz dazu gibt es auch rein lokale Darreichungsformen. Hierbei entfaltet das Chemotherapeutikum seine Wirkung nur dort, wohin es appliziert wird, z.B.:


In die Bauch- oder Brusthöhle: Zuvor wird die entsprechende Körperstelle örtlich betäubt. In den Spinalraum: Der Spinalraum ist der Raum zwischen Rückenmark und Rückenmarkshaut beziehungsweise Gehirn und Hirnhaut.


Oft werden unterschiedlich wirkende Zytostatika miteinander kombiniert und kurz hintereinander verabreicht.


Welche Therapieform Ihnen Ihr Arzt vorschlägt, hängt von ganz unterschiedlichen Faktoren ab:


Der Art der Grunderkrankung


Dem Stadium von Allgemeinzustand, Begleiterkrankungen und Alter des Patienten


Teils von ganz individuellen Umständen


Eine Chemotherapie läuft in der Regel in Zyklen ab. Das bedeutet, dass die Gesamtbehandlung sich aus Einzelbehandlungen zusammensetzt, die in bestimmten zeitlichen Abständen aufeinander folgen. Wie viel Zeit zwischen den einzelnen Behandlungen liegt, ist in zuvor festgelegten Therapieprotokollen vorgegeben. Unter Umständen kann es auch durch Komplikationen zu Verzögerungen kommen.

Zwischenzeitlich muss durch verschiedene Untersuchungen überprüft werden, ob die Behandlung wirkt, das heißt, ob sich der Tumor beziehungsweise die Tumorzellen zurückgebildet haben.

Grundsätzlich kann eine Chemotherapie sowohl ambulant als auch stationär erfolgen. Ob ein stationärer Aufenthalt notwendig ist, richtet sich nach verschiedenen Begleitumständen wie beispielsweise Schwere der Erkrankung, Allgemeinzustand des Patienten oder der Art der Chemotherapie.