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Alt 20.10.2008, 11:02
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: kleinzelliges lungenkarzinom

Liebe Bebel!
Erst mal möchte ich dich hier herzlich willkommen heißen - auch wenn der Anlass leider kein schöner ist ...
Es ist immer schwer, zu entscheiden, ob man in einem späten Stadium noch therapiert oder eben nicht ... Einer empfindet schon eine Verlängerung von wenigen Wochen als Gewinn, ein anderer sieht es vielleicht so, dass er ohne Chemo mehr Lebensqualität hat, auch wenn die Zeit dann geringer ist ... Ich denke, dass ein offenes Gespräch zwischen Arzt und Patient da viel helfen kann. Aber oft fragen die Patienten (wie z. B. meine Mutter) lieber gar nicht so genau nach, und die Ärzte (wie die meiner Mutter) sagen nicht mehr, als sie unbedingt müssen ... Für mich persönlich wäre es schon wichtig, zu wissen: "Was gewinne ich durch die Therapie? Und was muss ich dafür zahlen?" ... Und es macht sicher einen großen Unterschied, ob man einer jungen Mutter drei Monate anbietet - auch mit der Belastung einer Therapie - oder einem älteren Menschen, der schon ein erfülltes Leben hinter sich hat.
Das sind Dinge, die im Grunde nur dein Papa (der übrigens im gleichen Alter ist wie meine Mutter) beurteilen und entscheiden kann.

Und leider sind Statistiken halt auch nur Anhaltspunkte - da spielen so viele Faktoren mit, das kann man alles gar nicht berücksichtigen ...

Meine Mutter hat einen Großzeller (neuro-endokrin), aber ich weiß, dass gerade Kleinzeller sehr gut auf Chemo ansprechen, eine entsprechende Alternative gibt es dazu wohl nicht. Jeder Patient empfindet die Chemo anders, die meisten Nebenwirkungen können wohl auch gut behandelt werden. Meine Mutter bekam vor 12 Jahren (beim Mundbodenkrebs) auch eine Chemo, die sie bis auf etwas Übelkeit hervorragend vertragen hat. Auch damals war die Prognose aufgrund der doch recht späten Diagnosestellung nicht besonders gut, aber sie hatte noch 12 gute Jahre danach. Der jetzige Lungenkrebs hat laut Ärzten nichts mit der früheren Erkrankung zu tun.

Es kommt meiner Meinung nach sehr viel auf die Einstellung des Patienten an - wenn dein Papa vielleicht das Gefühl hat, das bringt doch eh alles nichts mehr, dann wird auch die Therapie nicht so erfolgreich werden. Das Mantra meiner Mutter (deren Aussichten mehr als schlecht sind) ist zur Zeit: "Man darf nicht sagen 'hoffentlich wird es wieder gut' - man muss sagen 'es wird bestimmt'". Damit kommt sie derzeit gut zurecht, steckt die Bestrahlungen noch ganz gut weg. Das Immunsystem kann man z. B. mit Orthomol immun ganz gut unterstützen. Bei meiner Mutter hätte ich nie gedacht, dass sie sich nach der fehlgeschlagenen OP noch mal so aufrappeln kann, man täuscht sich oft im Durchhaltevermögen seiner Lieben ...

Versuch jetzt erst mal in Ruhe, alles Wichtige beim Arztgespräch abzuklären. Vor allem sollte dein Vater wirklich verstehen, worum es geht (meine Mutter ist z. B. ein Meister im Verdrängen ...), damit er sich in Ruhe entscheiden kann, wie sein weiterer Weg aussieht - und den solltest du ihn dann auch (so schwer es dir fällt, ich weiß das ...) gehen lassen und ihn so gut wie möglich begleiten. Gute Informationen habe ich z. B. auch am Infotelefon des KID Heidelberg bekommen - vom Forum hier mal ganz abgesehen ...

Ich wünsche dir dafür alles Gute und viel Kraft,
herzliche Grüße, Karin
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"Das Leben ist keine Autobahn von der Wiege bis zum Grab, sondern ein Platz zum Parken in der Sonne."
(Phil Bosmans)
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