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Alt 16.10.2008, 15:13
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Registriert seit: 15.02.2008
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Liebe Annika,

das, was Du jetzt an Deiner Ma siehst - und ich an meiner beobachtet habe, das sind vorrangig Dinge, die uns "passabel" erscheinen. Zum Beispiel traurigere Phasen, Kurzatmigkeit, hier und da Verdauungsschwierigkeiten, Hustenreiz, eventuell mal ein Druck / leichtes Schmerzgefühl. Und dann ist man froh, dass es dennoch so gut läuft - was es ja auch zweifelsohne tut.

Gerade bei meiner Mom hast Du ja meine Schilderungen alle life mitbekommen. Dann kam bei meiner Mutter der Schmerz - für die Einstellung haben sie im übrigen nicht lang gebraucht; Mittwoch Nacht Einlieferung, Montag abend Entlassung (auch wenns uns wie ne Ewigkeit vorkam). Während dessen haben wir es als ganz, ganz schlimme Zeit empfunden. Zum einen diese Schmerzen und zum anderen... Meine Mutter hatte kapituliert und die Traurigkeit war so schlimm, dass sie selbst beim Anblick eines Vogels geweint hat, aus Angst ihn nicht mehr zu sehen.

Dann waren die Medis richtig eingestellt und es fand zudem (ich hab davon berichtet) ein sehr gutes Gespräch mit dem behandelnden Onkologen statt. Der den FEhler der Nachtschwester wieder ausgleichen konnte. Meine Ma war wie ausgewechselt. Voller Tatendrang, aktiv, lebensbejahend ... Zum einen wirkt Morphin euphorisierend - am Anfang war es schwer für uns, mit diesem Sprung ins kalte Wasser umzugehen - und zum anderen sind dann auch all die "kleinen" Leidchen, die in Summe so nervenzehrend sind, so kraftraubend, ausgeschaltet. Die Atmung fällt leichter, einfach alles. Der Husten ist weniger....

Ich kann nur unterschreiben was Du da geschrieben hast. Lebensbejahend bedeutet ja nicht, dass man schlagartig vergisst, wie es um einen steht. Sondern es bedeutet dass man die Zeit, die man hat, einfach so toll wie möglich verbringt und mit so viel positiver Energie und guter Laune wie es nur irgendwie geht.

Das ist es meiner Meinung nach, was meiner Mom eine solch gute Zeit schenkt. Im Krankenhaus, die traurige Zeit, da machte auch der Körper nicht mit. Eins bedingt das andere. Was kam zuerst? Huhn? Ei? Ich weiß es nicht. Aber ich bin sehr froh dass sie so sein kann, ich bin überzeugt dass es auch ihr besser dadurch geht.

Aber es war sehr, sehr schwer am Anfang mit diesem extremen Wechsel umzugehen. Alles wirkte so unecht, fast wie ein Trugbild wo man die Wahrheit erst erkennt, wenn man einen Punkt fixiert oder weiter weg geht. Aber Fakt ist, das "Trugbild" hält jetzt schon über einen Monat an. Und langsam ist es egal ob es ein Trugbild ist oder nicht. Es geht ihr gut. Und ja, sie ist lebensbejahend.

Ich komme mir vor wie ein Prediger. Aber es ist toll was die Medizin leistet.
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Liebe Grüße - Bibi
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Dankbarkeit
ist die Erinnerung
des Herzens
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