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Alt 22.09.2008, 14:13
Mirijam Mirijam ist offline
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Registriert seit: 23.03.2008
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Standard AW: Plötzlich war alles dunkel in meinem Leben

Liebe Delara,

ich bin ganz zufällig auf dein Posting gestoßen, sonst bin ich in einem anderen Forum. Um mich kurz vorzustellen: Ich bin 31 Jahre und habe ein Lymphom, also Lymphknotenkrebs.
Ich weiß nicht, ob ich die richtigen Worte treffe, um dir zu helfen, aber ich versuche es trotzdem.
Zunächst einmal ist es normal, dass du durch so einen Schicksalsschlag völlig aus der Bahn geworfen wirst und Leute, die dir Mut zusprechen wollen, nicht zu dir durchdringen können. Umsomehr, da du ja von dem Krankheitsverlauf deiner Oma weißt, wie schrecklich diese Krankheit ist.
Was mich bissl stutzig macht, ist die Tatsache, dass du schon seit Mai diese Qualen durchlebst und bisher deiner Tochter noch nicht gesagt hast, was mit deinem Lebensgefährten ist.
Ich will hier wirklich keine schlauen Ratschläge geben, aber ich glaube, du solltest deine Trauer mit deinem Kind und deinen Eltern teilen. Mach nicht so ein Geheimnis daraus, die Kleine spürt doch eh, dass was in der Luft liegt und ist bestimmt total verunsichert, weil ihr keiner richtig sagt was los ist. Kinder sind da sehr sensibel.
Trauere mit deinem Kind!!! Trauere mit deinen Eltern oder mit deinen nächsten Verwandten. Sie sind deine Familie und sie werden für dich da sein. Versuche über deine Ängste zu sprechen, über den Schmerz, die Hilflosigkeit, die Wut und dir Angst, dass es nie mehr so wird wie es mal war.

Vieleicht kannst du dir so ein bisschen Raum zum Atmen verschaffen. Zum durchschnaufen, innehalten und vielleicht auch zum Hoffnung schöpfen.

Mir hat es manchmal geholfen zu wissen, dass Tod, Trauer und Krankheit einfach zu diesem Leben auf dieser Erde dazugehören. Wir können dem nicht entrinnen. Und doch habe ich die Hoffnung, dass dies nicht alles ist, sondern das nach meinem Tod das Leben weitergeht - schöner und besser als jetzt, vollkommen und ohne Leid und Schmerzen.

Meine Mutter hat mir mal gesagt (und das war für mich sehr erleichternd): "Wenn du einmal vor uns (=meinen Eltern) sterben solltest, dann wird das für uns unglaublich hart und ich kann mir keinen größeren Schmerz vorstellen. Aber wir werden ohne dich leben können und freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen im Himmel."
Auch wenn es für dich momentan fast unmöglich scheint und dir es dabei fast das Herz zerreißt: Du wirst deinen Weg durch dieses Leben auch ohne deinen Lebensgefährten gehen können. Dazu bist du stark genug. Selbst wenn dein Partner nicht aus dem Koma erwacht oder stirbt - du wirst deinen Weg weitergehen.

Ich kann dir nur raten, dass Thema "Tod, Krankheit und Trauer" ganz offensiv anzugehen, dich damit auseinanderzusetzen, offen und ehrlich zu deiner Tochter zu sein und darauf zu vertrauen, dass du stark genug bist, um diesen Schicksalsschlag auszuhalten.

Ich umarme dich mal ganz fest und bin in Gedanken bei dir!

Mirijam
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follikuläres NHL, Grad 1, Stadium 4, seit März 2008
Therapie: April/Mai 08 - Chemo abgelehnt, stattdessen Rituximab Monotherapie
Ergebnis: Rückgang der LK um 30-50%,
Jetzt "watch and wait"
Nachuntersuchung Aug.08: nur noch wenige LK zu sehen, weiter "watch and wait"

aktueller Stand 2019: keine vergrößerten LK zu finden
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