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Alt 18.09.2008, 11:07
Doji Doji ist offline
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Registriert seit: 16.09.2008
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Standard AW: Umgehen mit der Trauer wenn jmd noch lebt

Liebe Lili,
auch ich bin neu hier in diesem Forum und noch unsicher, was ich schreiben, wie ich antworten kann/soll. Jetzt mache ich es mal wie du und fange einfach an.

Dein Satz "Hier schreiben fühlte sich an wie ein Eingeständnis an den Tod." ist mir aus der Seele gesprochen. Auch ich habe/hatte das Gefühl, nein die Angst, den Tod meines Vater quasi zu akzeptieren, wenn ich mich hier in dem Forum registriere und mit anderen über Krebs, Tod und Sterben austausche. Auch in meiner Familie wird nicht über das Sterben meines Vaters gesprochen – ich verstehe so gut, wie es dich innerlich zerreißt, dass bei euch jeder für sich trauert und versucht mit der Situation umzugehen.

Verzeiht diese Aussage ihr lieben Forum-Menschlein, von denen ich einige im Chat kennenlernen durfte und die vielen anderen, deren Beiträge ich gelesen habe, aber das ist einfach Teil dieser unbeschreiblichen Angst meinen geliebten Vater zu verlieren, wenn ich darüber spreche. Das ist die angebliche Vogel-Strauß-Taktik: wenn ich den Kopf in den Sand stecke, scheint die böse Außenwelt nicht mehr zu passieren.

Meine Familie sind Super-Strauße – über die Dinge, die wirklich wichtig sind wird geschwiegen und wehe, man stellt Fragen. Ich bin hin- und hergerissen, weil es mir hilft mich mit anderen auseinander zu setzen, andererseits weigert sich ein Teil in mir wissen zu wollen, wie es weitergehen wird, wenn mein Vater tot ist.

Kopf-unterm-Sand ist leider nicht wirklich hilfreich – man fühlt sich sehr allein, es ist dunkel, man kriegt schlecht Luft und weiß um die Sinnlosigkeit. Ich versuche mal in dem Bild zu bleiben: Strauße machen nämlich genau das Gegenteil – sie leben in Gruppen und schützen sich durch die Gemeinschaft vor Gefahr. Die Bedrohung bleibt zwar, doch die Gruppe schützt den Einzelnen.

Hier im Forum ist es vielleicht ähnlich. Wir können weder unsere Krankheiten, noch die unserer Angehörigen heilen, aber wir müssen nicht den Kopf in den Sand stecken. Ich habe beim Lesen vieler Beiträgen geweint – wie auch bei deinem – aber ich erfahre hier auch, dass ich mit meiner Angst, Wut und Verzweiflung nicht alleine bin. Ich möchte nicht sagen, dass wir "lernen" können mit Krankheit und Tod umzugehen, das ist eher was für Professionelle, aber die Geschichte jeder/jedes Einzelnen hier ist ein Stück weit auch meine Geschichte und eure Erfahrungen und euer Mut geben mir wieder Kraft und Stärke.

So, jetzt habe ich auch das Gefühl zu viel und zu wirr geschrieben zu haben, aber vielleicht kannst du ein bisschen verstehen, was ich selbst kaum begreifen kann und versuchte in Worte zu fassen…

Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und Stärke und schicke dir eine liebevolle Umarmung.

Doji
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