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Alt 06.10.2003, 12:16
Christa1 Christa1 ist offline
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Standard Diagnose Lungenkrebs

Hallo Gerlinde,

ich will dich ja auch nicht in dieses Forum "abschieben". Ich denke nur, die Leute in diesem Hinterbliebenen-Forum machen momentan das Gleiche durch wie du. Das Wort "Hinterbliebene/r" schreckt natürlich ab. Man will es eben nicht wahrhaben.

Ich hab das Gefühl, du machst dir verdammte Selbstvorwürfe. Das ist falsch, du hättest letztendlich nichts verhindern können. Wir müssen lernen, den Tod zu akzeptieren. Wir können nichts daran ändern. Der Tod gehört zum Leben, wird aber in unserer Gesellschaft immer mehr an den Rand gedrängt, in die anonyme Ecke.

Mein Vater hat noch den 2. Weltkrieg erlebt, wurde selbst schwer verwundet. Er hat seinen Bruder in Stalingrad verloren. Seine junge Schwester starb an Leukämie. Als sein ältester Bruder dann an Krebs starb, hab ich ihn gefragt, wie er das erträgt. Er meinte dann, das Leben geht weiter. Und er war da ganz ruhig, auch während der Zeit, als er wußte, der nächste Tag kann sein letzter in diesem Leben sein. Er fehlt mit sehr. Ich rappel mich dann oft hoch, indem ich mir sage, mein Vater würde so und so denken und handeln.

Gerlinde, du mußt mal zur Ruhe kommen. Das geht nicht von heute auf morgen, aber versuche bitte auf andere Gedanken zu kommen, sonst gehst du vor die Hunde. Mach dir kein schlechtes Gewissen, wenn du dich über etwas freuen kannst. Kauf dir einen Blumenstauß, denk dabei an deinen Vater. Dein Vater lebt weiter, in deinen Gedanken, in irgendeiner Form, die wir evtl. nicht begreifen können. Aber er ist da. Und er wird von seiner Tochter mit Sicherheit nicht enttäuscht sein.

Liebe Grüße (vielleicht klappt es dann doch noch mit einer Mail)

Christa
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