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Alt 12.09.2008, 21:52
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Saphra Saphra ist offline
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Registriert seit: 15.05.2008
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Standard AW: Prognose 6 bis 12 Monate

Hallo Petra,

vielen Dank für deine Antwort.

Ja, mein Mann ist schwer depressiv und verzweifelt. Er ist länger als 11 Jahre krank, aber vor 11 Jahren hatte er eine sehr schwere OP, die ich irgendwie einfach zur Zeitbestimmung heranziehe.
Beide hatten wir gehofft, dass sich durch die Op seine Beschwerden (extreme Schmerzen und Koliken) bessern würden und damit auch die Lebensqualität. Leider hat sich unsere Hoffnung nicht erfüllt. Allerdings hat auch sein Umgang mit der Erkrankung nicht dazu beigetragen, dass es ihm jemals wirklich hätte besser gehen können, ein Leben „für“ die Krankheit, nicht „mit“ der Krankheit. Jede Bitte, jeder Hinweis, jede Forderung wurde immer nur mit der Begründung abgeschmettert, dass ich nicht mit seiner Krankheit umgehen könnte. (Einmal habe ich ihm geantwortet, dass ich im Gegenzug auch sagen könnte, er kann nicht damit umgehen, dass ich gesund bin.) Es ging ihm nicht permanent schlecht, ein kurzer Spaziergang, der Besuch eines Biergartens etc. wäre durchaus möglich gewesen und auch heute noch möglich. Immerhin kann/konnte ich ihn zumindest hin und wieder motivieren, dass wir mal essen gehen, aber das wird jetzt durch die zggl. Krebserkrankung natürlich auch geringer.
Hinzu kommt, dass er im Laufe der Zeit medikamentenabhängig (besagte Opiate mit Beruhigungsmitteln, Antidepressiva) geworden ist und sich inzwischen „Cocktails“ (angereichert mit hochprozentigem Rum) mischt, die auch einen Ochsen umhauen würden. Anfangs dachte ich, seine Stürze sind Schwächeanfälle, bin vor Sorge fast umgekommen, bis ich merkte, auf welche Ursache dieses Torkeln, die Stürze, diese verwaschene Sprache wirklich zurückzuführen sind. Diese „Ausfälle“ werden durch die Krebserkrankung noch häufiger. Die Ärzte wissen, dass er süchtig ist, dass eine Entziehung keinen Sinn macht, außerdem macht mein Mann sowieso nur das, was er selber will.

Die Kurzschlusshandlung an meinem Geburtstag ist auf die Depression gepaart mit dem Medikamentenmißbrauch zurückzuführen. An seinem Geburtstag (einen Monat später) ist er auch mitten in der Nacht gestürzt und hat sich die Augenbraue aufgehauen (blutet enorm), ein blaues Auge geholt, den Ellenbogen verletzt etc. Er hat mir versprochen, dass er den Mißbrauch einschränkt, aber heute torkelt er wieder durch die Gegend, fällt gegen die Wände etc.
Er kennt die Prognosen der Ärzte immer noch nicht, aber als hochintelligenter Mensch, wird er innerlich schon wissen, wie es um ihn steht. Reden kann ich nicht mit ihm, weil er sofort blockt, es gibt ja nichts zu bereden.

Man möge mir verzeihen, aber zu meinem eigenem Entsetzen, ertappe ich mich hin und wieder inzwischen bei dem Gedanken, wenn es denn sein muss, dann möge es schnell gehen, ich kann nicht mehr allzu viel ertragen und aushalten, auch ich möchte etwas leben. Liebe Petra, ich hoffe, du mißverstehst diese Aussage nicht.

Gemeinsame Kinder haben wir nicht. Ich habe einer Tochter aus erster Ehe. Ihr Vater ist an Speiseröhrenkrebs verstorben, allerdings Jahre nach der Scheidung. Ich war trotzdem sehr betroffen und denke noch heute mit einem Gefühl der Trauer an ihn.

Liebe Grüße
Saphra
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