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Alt 31.08.2008, 09:43
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Vor 12 Jahren Mundboden-Ca - und jetzt "aus heiterem Himmel" Lungen-Ca

Guten Morgen, Iris!
Schön, dass es deinem Mann wieder besser geht - ich wünsche euch einen richtig sonnigen Sonntag (in jeder Beziehung!!!) ...
Dieses Hin-und-her bei meiner Mutter macht mich noch wahnsinnig - rin in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln, rin in die Kartoffeln, wie man bei uns sagt

Vorgestern Abend hieß es ja noch, die OP sei derzeit zu riskant - gestern Vormittag dann plötzlich, man wolle am Montag "woanders" noch mal eine LuFu machen - und wenn das Ergebnis "befriedigend" sei, am Dienstag oder Mittwoch operieren ... Jetzt hofft meine Mutter wieder ganz fest, hat natürlich auch panische Angst, dass sie bei der LuFu wieder "versagen" könnte ... Ich find's ja gut, dass sie alles versuchen, um zu operieren - vielleicht bringt das meiner Mutter ja doch noch einige gute Zeit -, aber psychologisch ist das doch absolut daneben, finde ich. Okay, sollen sie sagen, wie machen noch mal eine andere LuFu (keine Ahnung, wie und wo genau das von statten gehen soll, meine Mutter weiß es auch noch nicht). Aber doch nicht gleich einen konkreten OP-Termin in Aussicht stellen - das hätte doch nach erfolgreicher LuFu immer noch Zeit gehabt ... So klammern sich jetzt meine Eltern da wieder dran, und wenn es dann heißt "geht leider doch nicht", ist die Depression umso tiefer ....

Ich hab auch schon die traurige Erfahrung gemacht, dass KH-Personal ihren Kopf nur dazu haben, dass es nicht in den Hals regnet: ich hatte vor 25 Jahren eine Eileiterschwangerschaft, man konnte mir nicht sagen, ob wir danach überhaupt je ein Kind haben würden - und man legte mich in ein Zimmer mit zwei Wöchnerinnen, die auch noch ihre Babies bei sich hatten ... Und die erste Frage, die eine Frau auf der Wochenstation einer anderen stellt, ist ja "Was haben Sie denn, einen Jungen oder ein Mädchen?" - und dann kommst du und sagst, ich weiß es nicht, ich verlier mein Kind morgen und weiß nicht, ob ich jemals eins haben kann ...

Allerdings hatte ich gedacht, dass sich in 25 Jahren vom psychologischen her in KH etwas getan hätte - ist aber in der medizinischen Ausbildung wohl immer noch nicht Standard ...

Meine Schwiegermutter war meinem Mann gegenüber gestern ausgesprochen freundlich, hat uns sogar einen kleinen Zuschuss mitgegeben, damit wir im Urlaub auch mal essen gehen können - eine Cousine (ihres Zeichens Krankenschwester mit fast 40 Jahren Berufserfahrung) hat ihr nämlich klargemacht, dass unsere Urlaubswünsche absolut berechtigt sind und wir uns aber auch gar nichts vorwerfen könnten ....

Dafür ist meine (dachte ich zumindest immer ) beste Freundin ziemlich eingeschnappt, weil wir durch den verschobenen bzw. verlängerten Urlaub an ihrem 50. Geburtstag nicht da sind ... Die Einladung hätten wir ja schon seit mehreren Monaten ... Ist ja eigentlich eine Frechheit, dass meine Mutter ausgerechnet jetzt so krank wird, oder? Blödes Timing aber auch
Ein anderes befreundetes Paar käme auch extra einen Tag früher aus dem Urlaub zurück ... Dass ich eh im Moment nicht allzu gesellig bin (allein sein mag ich aber auch nicht!) und keinen Nerv auf Riesenfeier mit Tanz und Ringelpietz (sie ist Vorsitzende einer Tanzsportabteilung) habe, hat sie nicht so beeindruckt ... Sie war ja auch diejenige, die mir schon auf die Diagnose LK hin das schlimmste Szenario ausgemalt hat, dass ich meiner Mutter irgendwann beim Ersticken zuschauen müsse Ich muss aber ehrlich gestehen, dass es mich zwar trifft, dass sie so auf unsere (rechtzeitige!) Absage reagiert, dass es mir andererseits aber auch ziemlich egal ist - wenn sie nicht versteht, dass ich momentan andere Prioritäten habe, okay ... Ich verstehe unter (jahrzehntelanger) Freundschaft eigentlich was anderes ... Zumal an diesen Abend an die 50 Leute da sind, die sie teilweise seit Jahren nicht gesehen hat, und auf die sie sich ja SO freut - da braucht's doch uns in meiner eh gedrückten Stimmung nicht ... Meinem Mann sind die meisten ihrer "Freunde" (nach unserer Definition aber eher "Bekannte" ) eh zu sehr auf Äußerlichkeiten und Prestige bedacht, er fühlt sich in deren Gesellschaft nicht so wohl. Ich hätte mich lieber dann etwas später mal schön gemütlich zu viert zusammengesetzt ... Aber ich hab so das Gefühl, dass diese Freundschaft wohl doch nicht (mehr) das wert ist, was ich immer hineininterpretiert habe .... Mir tut's leid, zum einen regt sich so ein kleines schlechtes Gewissen - zum anderen fühle ich mich aber irgendwie unverstanden und damit auch mit meinen Sorgen alleingelassen ... Ich will bestimmt nichts aufrechnen, ist ja auch nicht der Sinn einer Freundschaft, aber ich habe jahrelang für meine Freundin in ihrem Beziehungsdrama da und hatte gehofft, auch mal bei ihr Trost zu finden ... Außer Schreckens-Szenarien bekomme ich jedoch eher Vorschriften: du MUSST deinen Eltern sagen, du MUSST hinter ihrem Rücken mit den Ärzten reden, du MUSST ...
Ach nee, Leute, ich mag einfach nicht mehr ... Ich möchte (außer von meinemMann) in den Arm genommen werden, irgendjemand soll mir sagen "es wird schon alles gut werden, so gut, wie es eben sein kann" und mir nicht noch ein schlechtes Gewissen machen - aber ich glaub, das ist zuviel verlangt ....
Nachher fahren wir nach Würzburg, mal schauen, wie meine Mutter drauf ist - ich hab einfach nur Angst, dass sie sich jetzt wieder so auf die in Aussicht gestellte OP fixiert und dann furchtbar enttäuscht wird ... Ich glaube, ich könnte mit vielen Reaktionen bei ihr umgehen - aber mit einer solchen Enttäuschung?

@ kartharina:
von täglichen Tumorkonferenzen haben meine Eltern noch nichts erzählt - ich weiß allerdings nicht, ob sie so was überhaupt mitkriegen ... Deine pn habe ich vorgestern Abend zu spät gelesen, war lange mit dem Hund laufen, dann der Knatsch mit meiner Schwiegermutter, irgendwie hatte ich dann keinen Nerv mehr zum schreiben - tut mir leid, und vielen Dank für deine Nachfragen

Liebe Engel,
solange jetzt alles in der Schwebe ist, und ich die nächsten Tage wohl eh nichts bezwecken könnte - ich kann ja keine perfekte LuFu zaubern, und ich verstehe, dass die Ärzte keine schwerwiegenden Folgeschäden riskieren möchten -, finde ich es nicht allzu sinnvoll, meine Eltern jetzt zu triezen, dass sie mir die entsprechenden Namen bzw. Telefonnummern der behandelnden Ärzte geben. Aber nach unserem Urlaub - sollte (was ich hoffe!) meine Mutter da noch in der Klinik sein - werde ich dann aktiv. Vor allem, weil sowohl das TZM als auch KID Heidelberg post-operative Platinchemo und / oder Bestrahlung empfehlen, auch wenn es eben nicht Standard ist ... Und sollte bis dahin immer noch keine Entscheidung über OP oder nicht OP gefallen sein, werde ich mich DANN definitiv einmischen. Aber jetzt bringt es wahrscheinlich nichts, macht es meinen Eltern vielleicht noch schwerer. Und es mir insofern leichter, dass ich meine Mutter in der Klinik aufgehoben weiß - würden sie sie als inoperabel nach Hause schicken, könnte ich sicher nicht - einigermaßen ruhig - in Urlaub fahren ... Klingt egoistisch, ist es vielleicht auch, aber das sind eben so meine Gedanken ...

Euch allen wünsche ich einen wunderschönen Sonntag - es tut mir unendlich gut, dass man wenigstens hier im Forum aneinander denkt ....
Herzlichen Gruß, Karin
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"Das Leben ist keine Autobahn von der Wiege bis zum Grab, sondern ein Platz zum Parken in der Sonne."
(Phil Bosmans)
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